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Baurokratie

(Foto: photos.com) Ackerzucht und viehbau. Das Landleben ist seit jeher nix für Wehleidige. (Foto: photos.com) Ackerzucht und viehbau. Das Landleben ist seit jeher nix für Wehleidige.

Almvermessung, Pestizide, Förderchaos: Österreichs tüchtige Bauernschaft gerät samt ihrem ­wackeren ­Minister in schiefes Licht. Zeit für eine Richtigstellung.

Von Rainer Sigl

 

Grüß Sie Gott miteinand! Aaaah, das ist eine Luft, was? Das gibt’s halt nur am Land! Diese Würze! Dieser Duft von Hochwald! Von frischen Wiesen! Von Kühen, Holz und Diesel! Und die Gegend! Dort hinten, dort drüben, überall Gegend – es ist eine Pracht, oder? Und diese Ruhe! Hören S’ des? Nein, das jetzt nicht – das war eine Motorsag. Nein, das auch nicht, des ist dem Rautner Lois sein alter Mähdrescher. – Und nein, dieses Summen mein ich auch nicht. Was? Hummeln? Aber wo, des ist die Quad-Rallye­strecke vom Brandauer Max - die ist eine Goldgrube, mein Lieber, da hätt man auch selber draufkommen können, aber bitte …

Mein Hof? Na, der ist a Stückerl weg von da, schauen S’, dort drüben - sehen S’ das? Na dort, gleich hinter dem Lagerhausparkplatz, ein bissl links von den Huberbauern-Silos – nein, nicht dort drüben, des ist die Wiener Wochenend­haussiedlung –, sondern dort drüben, ja, genau dort, jawoll, das ist mein Hof, gleich hinterm Penny-Markt, dort ist meine Halle und dort, schauen S’, ganz am Berg, sehen S’ dort den roten Traktor? Ja, genau, das ist die Meinige. Ja, ich weiß nicht, was sie genau da jetzt macht, ich glaub, sie düngt oder so. Wir haben halt eine sehr moderne Ehe, nicht, Arbeitsteilung, jaha! Jawoll, seitdem das mit den Maschinen so tadellos funktioniert, kann so ein Weibsbild genau so viel leisten wie jeder Mann, frage nicht! Also sie ist halt zuständig für die Kinder, für die Kuchl, für die Viecher, fürs Silieren, fürs Düngen, Heuwenden, Mähen, Holzmachen, Eggen, Ausbringen, Einbringen, fürs Veterinarische und fürs Winterfestmachen. Und für die Maschinen, ja,  aber das geht dann gleich mit, nicht, weil wenn man eh jeden Tag oben sitzt, dann geht das tadellos. Und ich bin halt für die Männerarbeit zuständig.

Ja, sicher ist des stark. Eine Strapaz. Ja, frage nicht. Es ist schon nicht einfach, das Bauernleben. Oft, wenn ich so um elfe, zwölfe in der Nacht heimkomm, und die Meinige schlaft schon, dann denk ich mir: Warum tust dir das an? Aber wennst ein Landwirt bist, dann ist das kein Beruf, sondern eine Berufung! Aber im Ernst, es ist schon eine Schinderei. Ja, ehrlich. Den ganzen Tag nix wie Formulare, da eine Förderung beantragen, dort den Almflächenbestand ausschnapsen, Verhandeln wegen dem Umwidmen, dann laufend Meetings, Tabellen vergleichen, mitm Bürgermeister streiten, die Emails aus St. Pölten und Brüssel lesen, mitm Gemeindesekretär diskutieren, mit der Kammer, mitm Bund, mit der Raiffeisen, dort an Kredit, do an Einspruch, dort an Förderungsantrag einreichen, netzwerken mit die Kollegen von der Feuerwehr, von der Gemeinde, vom Kameradschaftsbund, von der Pfarr’, von der Blasmusik, von der Pharma, dort ein Frühschoppen mit unserm Landtagsabgeordneten, dort bei aner Kreisverkehrseröffnung mit dem Minister ein Glaserl, nicht, daun da a Treffen mit die Burschen vom Fußballverein, vom Maschinenring und von der Agrarchemie, dann dort ein Kammervortrag wegen die neuen Sicherheitsbestimmungen mit dem Gift …

Was? Wegen dem Gift? Aber wo! Ah geh! Aber wo! Des bisserl Gift! Aber geh! Aber wo! Gut, die Meinige sagt schon, seit sie wegen der bleden neuen EU-Verordnung jetzt beim Spritzen die Gasmasken aufhaben muss, speibt sie nimmer so viel am Abend, aber mei: So ist das am Land! Da muss man halt was aushalten! Bitte, man ist heut total verwöhnt, früher, ja, da waren’s nicht so zimperlich! Das war noch was Ordentliches, was die gspritzt haben, frage nicht! Ja, mein alter Herr, der hat Gift gspritzt, ha! Das war eine Pracht, da hat sich nix mehr grührt aufm Feld, aber hallo! Alles auf einmal ratzfatz weg – Käfer, Würm, Ameisen, Wühlmäus, Reh, alles – des waren halt noch Rundum-Sorglospakete damals! Und heut schreien alle auf, wenn ein paar Wepsen eingehen! Ja bittich, sag ich, seid’s ihr wo ang’rennt – genau um das geht’s doch, Herrgottnocheinmal!

Und, was glauben S’, hat’s ihnen g’schadt, unsere Alten? Ha? Hat’s ihnen g’schadt? Ja sicher! Klar hat’s ihnen g’schadt! Aber wissen S’ was? Genau das werden diese großschedlerten Stadthansln, die den Bauernstand mit dem depperten Umweltschutz zu Tod regulieren, halt nie verstehen: So ist das eben in der Natur – die ist hart und erbarmungslos! Eben! Wiederschaun!  

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