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Hohe Kosten, gleichwertiges Produkt

Hohe Kosten, gleichwertiges Produkt

Wie kompetitiv ist der Energie-Markt in Österreich wirklich? Unternehmen könnten bei ihren Strom- und Gas-Lieferanten wesentlich mehr ­einsparen, heißt es bei Oxford Energy.

Seit 2002 gibt es einen liberalisierten Erdgas- und Strommarkt in Österreich. Trotzdem nutzen im Vergleich mit anderen europäischen Ländern nur wenige kleinere und mittlere Betriebe hierzulande die Möglichkeiten von regelmäßigen Ausschreibungen, beobachtet Markus Hummel. Der erfahrene Marktexperte bietet mit seinem Unternehmen Oxford Energy Hilfestellung für KMU und Industrie bei der Optimierung ihrer Energiekosten. »Die meisten Modelle der Lieferanten im Tarifkundenbereich sind auf einen Zeitraum von einem Jahr, in manchen Ausnahmefällen auch zwei Jahren ausgelegt. Dann schießen die Preise in eine Höhe, die meistens nicht sonderlich attraktiv ist«, beobachtet Hummel.

Ruhiges Wasser

Der Berater führt die relativ geringen Wechselraten in Österreich auf ein generell eher defensives Marktverhalten der Anbieter zurück. Wäre der Wettbewerb größer, würden die Energielieferanten härter um Kunden rittern – auf Consumer-Ebene ebenso wie im KMU-Segment.

Bei den großen Industrieunternehmen nehmen die Energiekosten einen so hohen Anteil oder Betrag ein, dass sich es lohnt, dies hausintern professionell zu managen. Kleinere tun sich dagegen eher schwer mit Referenzpunkten. »Sie wissen oft nicht, dass es einen Handel auf der europäischen Energiebörse EEX gibt. Sie zahlen aber Zigtausende Euro jährlich für ein Produkt, das austauschbar ist, das bei einem anderen Energieversorger – ohne mit der Wimper zu zucken – um zwanzig Prozent billiger bei der Energiepreis-Komponente bezogen werden kann.«

Viele würden bei lediglich zwei bis drei Prozent Energiekosten-Anteil am Gesamtbudget alle Einsparungspotenziale außer Acht lassen. Das Tagesgeschäft wird in der Regel von anderen Themen beherrscht.

Doch sind die Preise der Energieversorger Hummels Beobachtung zufolge oft nach unterschiedlichsten Kostenpositionen kalkuliert, die nicht immer nur vom aktuellen Energiemarkt und Börsepreisen abhängen – eine teilweise große Diskrepanz.

Auslagerung der Ausschreibung

Oxford Energy adressiert mit den Lieferantenverhandlungen all jene, die das Thema Energiekosten nicht selbst angreifen wollen. »Bei kleineren Kunden verrechnen wir unsere Dienstleistung variabel, bei Größeren wird diese anfangs festgelegt – je nach dem, was bevorzugt wird«, erklärt Hummel. Zwischen 15 und 40 Prozent haben sich erzielte Einsparungen beim Energiepreis durch die Arbeit der Experten schon bewegt. Nach dem Einholen von Anschluss- und Verbrauchsdaten würde eine typische Ausschreibung im nicht-öffentlichen Bereich rund eine Woche dauern. Dem Kunden werden die Ergebnisse vorgelegt, die Wahl für den Wechsel obliegt dem Unternehmen.

Der Regulator E-Control bietet ein Vergleichs-Tool für kleine und mittlere Betriebe, die einen Verbrauch von mehr als 100.000 kWh Strom oder mehr als 400.000 kWh Gas jährlich aufweisen (Anm. den »KMU Energiepreis-Check«, nicht zu verwechseln mit dem »Gewerbe-Tarifkalkulator« für Kunden unter diesen Verbrauchsschwellen). Die Ergebnisse des KMU Energiepreis-Check Onlinetools sind allerdings nicht »actionable« – Lieferanten werden nicht angeführt. »Individuelle Lieferverträge wären auch nicht eins zu eins miteinander vergleichbar – schon gar nicht mit Unternehmen in anderen Branchen«, relativiert Hummel.

Was ist mit der Sorge, ein neuer Lieferant könnte mit der Zuverlässigkeit des bisherigen Energieversorgers nicht mithalten? »Sie glauben gar nicht, wie oft wir das hören. Es gibt ein klares, gesetzlich verordnetes Wechselregime, das von der E-Control administriert wird. Die Produkte Strom und Gas sind grundsätzlich Commodities. Der Netzbetreiber kann ohnehin nicht gewechselt werden. Der bleibt mit all seinen Themen der Versorgungssicherheit den Kunden erhalten«, betont der Experte. Grundsätzlich sollte jedes Unternehmen auf seine Energiekosten schauen – und sich gegebenenfalls Hilfe holen.

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