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Die »Pyramiden der Energie« errichten

Foto: »Fachleute sollten während ihrer gesamten Karriere voneinander lernen«, ist Tobias Pantwich überzeugt. Foto: »Fachleute sollten während ihrer gesamten Karriere voneinander lernen«, ist Tobias Pantwich überzeugt.

Das Verhältnis der Menschen zur Energie verändert sich, ob es den Strom­anbietern gefällt oder nicht. Fachleute entlang der gesamten Wertschöpfungskette müssen zusammenarbeiten, um eine neue, zukunftsfähige Infrastruktur aufzubauen. So wie die Ägypter vor 4000 Jahren die Pyramiden gebaut haben, hat die Elektrizitätswirtschaft heute die Chance, das Unmögliche möglich zu machen und etwas zu errichten, was noch vor wenigen Jahren kaum vorstellbar war.

Die Technologie verändert das Verhältnis der Verbraucher zur Energie und die Branche muss sich weiterentwickeln, um die gestiegenen Erwartungen ihrer Kunden zu erfüllen. Haushalte und Unternehmen können ihren Strom nun selbst erzeugen und in das Netz speisen, womit der einseitige Stromfluss vom Erzeuger zum Verbraucher Vergangenheit ist. Strom fließt in beide Richtungen – Elektrizitätsunternehmen müssen sich dieser Realität stellen und eine neue, intelligente und flexible Infrastruktur schaffen, die einer neuen Generation von Kunden gerecht wird.

Jede Veränderung ist eine Herausforderung. Sich neue Fähigkeiten anzueignen und anders zu denken, ist harte Arbeit. Zudem fürchtet der Mensch den Schritt ins Unbekannte. Aber der Energiesektor kann es sich nicht leisten, Furcht zu haben. Fakt ist, dass Unternehmen entlang der gesamten Stromwertschöpfungskette kooperieren müssen wie nie zuvor. Glücklicherweise werden neue Technologien den Sektor zu einer engeren Zusammenarbeit zwischen Erzeugern und Verbrauchern führen.

Macht die Cloud den Weg frei?

Technologie revolutioniert nicht nur das Leben der Verbraucher, sie verändert auch überall die Arbeitsplätze grundlegend. Die vielleicht wichtigste Entwicklung für Energieprofis ist die Cloud-Technologie: Sie bietet einen enormen Durchbruch und ebnet den Weg für die Datenerfassungs-, Sortier- und Analysetechnologien, von denen heute viele Unternehmen abhängen. Und obwohl Unternehmen in vielen Branchen einen »Cloud for Cloud's sake«-Ansatz gewählt haben – ohne eine eindeutige Strategie –, hat der Energiesektor einen klar definierten Geschäftsfall. Denn erst die Möglichkeiten der Cloud sorgen für das Funktionieren von Smart Grid.

Energieexperten sollten auf die Rolle dieser Technologie bei der Entwicklung neuer digitaler Workflows achten, um eine effektivere Zusammenarbeit zu ermöglichen. Cloudbasierte Energieversorger können Informationen leichter austauschen – sowohl zwischen ehemals getrennten Abteilungen als auch mit kooperierenden Unternehmen. Denn cloudbasiert zu arbeiten, bedeutet nicht nur, dass Benutzer sich überall und zu jeder Zeit einloggen können. Verteilte, in der Cloud abgelegte Datenbanken ermöglichen es Benutzern, im Tandem zu arbeiten, ohne ein Projekt zu verlangsamen. Darüber hinaus können Daten verschlüsselt werden, damit Unternehmen nur die für sie wichtigen Daten zur Verfügung gestellt bekommen – im Umkehrschluss können Daten anderer Projektteilnehmer genutzt werden, z.B. um neue Erkenntnisse zu gewinnen, ohne die Daten selbst austauschen zu müssen.

Um dieses Ziel zu erreichen, sind noch einige Herausforderungen zu bewältigen. Dazu gehört vor allem die Revisionskontrolle: Es muss sichergestellt werden, dass Änderungen an einer Datei oder einem Satz von Dateien aufgezeichnet werden, damit bestimmte Versionen später wieder hergestellt werden können. Damit das funktioniert, müssen alle Projektbeteiligten kompatible Lösungen verwenden und sich auf eine gemeinsame Plattform einigen. Eine passende Verordnung hierzu existiert derzeit noch nicht, aber sie wird bald kommen.

Die Angst vor dem Unbekannten beseitigen

Technologie allein reicht nicht aus: Bildung wird sich als unerlässlich erweisen, um Energieprofis den Weg aufzuzeigen und alle Ängste zu überwinden. Dies könnte auf verschiedene Weise geschehen – von der Ausbildung in der breiteren Wertschöpfungskette bis hin zur Entwicklung von mehr branchenspezifischen Studiengängen. Damit wäre gesichert, dass Nachwuchskräfte umfassend über die neuesten Entwicklungen in der Branche informiert werden. Das Ziel: Energie-Experten sollen nicht nur verstehen, warum sie zusammenarbeiten müssen, sondern auch, wie sie dies am besten tun.

Fachleute sollten zudem während ihrer gesamten Karriere die Möglichkeiten wahrnehmen, voneinander zu lernen. Das ist der Gedanke hinter Veranstaltungen wie Electrify Europe, die eine Plattform für Fachleute aus der gesamten Wertschöpfungskette der Energiebranche bieten. Bei der Electrify Europe können sie Wissen und Ideen auszutauschen und gemeinsam nachhaltige Lösungen für die neuen Herausforderungen der Branche entwickeln.

Dieser Geist der Zusammenarbeit ermöglicht es der Energiewirtschaft, nicht nur die sich verändernde Umwelt zu überleben, sondern auch etwas zu schaffen, das für längere Zeit Bestand hat – genau wie die Ägypter vor all den Jahren.

Tobias Pantwich ist Digital Workflow Advisor bei Bentley Systems Germany GmbH und Mitglied des Beirats der Electrify Europe.

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