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Wertschöpfung von der Kühlung bis zur Mobilität

Foto: Weiterbildung in klimaschutzrelevanten Aktivitäten und Themengebieten ist Sonja Starnberger ein großes Anliegen. Sie verweist auf den EUREM-Lehrgang für Energiemanager, der am 12. November 2020 beginnt. Foto: Weiterbildung in klimaschutzrelevanten Aktivitäten und Themengebieten ist Sonja Starnberger ein großes Anliegen. Sie verweist auf den EUREM-Lehrgang für Energiemanager, der am 12. November 2020 beginnt.

Eine nachhaltige und klimafreundliche Stimulierung der Wirtschaft ist dringend nötig. Das aktuelle »Energie Effizienz Radar« des Energieinstituts der Wirtschaft stellt wirksame und wirtschaftlich attraktive Maßnahmen vor, mit denen Unternehmen zum Klimaschutz beitragen können.

Der Anteil der erneuerbaren Stromerzeugung liegt in Österreich mit 72 % zwar vor jenen in Dänemark (60 %) und Deutschland (40 %), allerdings ist er mit Blick auf die letzten 25 Jahre um 5 % gesunken. Deutschland verzeichnet dagegen ein Plus von 36 %, Dänemark sogar von 55 %. Es braucht eine nachhaltige und klimafreundliche Stimulierung der Wirtschaft und dafür sieht Sonja Starnberger, Geschäftsführerin des Energieinstituts der Wirtschaft, jetzt den entscheidenden Zeitpunkt. Mit deutlichen Investitionen in erneuerbare Energien und Energieeffizienz können ressourcenschonend regionale Konjunktureffekte erzielt werden.

Das Energieinstitut veröffentlicht regelmäßig ein »Energie Effizienz Radar«, aktuell unter dem Motto »Nachhaltige und klimafreundliche Stimulierung der Wirtschaft«. Starnberger erwartet sich, damit »auf fruchtbaren Boden zu treffen«. Die Wirtschaft sei bereit für konkrete Maßnahmen und einen Kurswechsel. Nachhaltigkeit werde zunehmend relevant, etwa in der Lieferkette. Drei Schwerpunkte listet das aktuelle Radar: Kühlen, Photovoltaik und E-Mobilität.

»Sparen bei Mitarbeitern und Qualität der Rohstoffe wirkt sich negativ auf die Produktqualität aus. Wenn ich es aber schaffe, die Energiekosten zu reduzieren, beeinflusse ich mein Produkt nicht nachteilig«, betont die Expertin.

Immer mehr Unternehmen betreiben ein Umwelt- und Energiemanagement oder errechnen ihren CO2-Fußabdruck. Umweltgerechtes Agieren werde immer mehr einbezogen und wachse weiter, wenn die Kunden es verstärkt fordern. Für sehr energieintensive Unternehmen liegt Effizienz klarerweise im eigenen Interesse. Mitunter würden die Energiekosten aber nur einen kleinen Budgetteil binden. Starnberger empfiehlt trotzdem jedem Unternehmen die Durchführung einer Energieberatung.

Förderungen und Programme

Durch die Einführung eines Energiemanagementsystems (EnMS), zum Beispiel nach der internationalen Norm ISO 50001, wird ein strukturierter Ansatz zur Ausschöpfung der Effizienzpotenziale in Unternehmen eingeführt. Der Aufwand ist laut Sonja Starnberger am Anfang zwar hoch: »Man muss detailliert den Verbrauch messen und analysieren und ingenieurtechnisch betrachten, welche Maßnahmen sinnvoll und verfügbar sind, deshalb gibt es dafür auch Unterstützung.« Er lohne sich aber: Bei Betrieben mit etwas höherem Energieeinsatz können beträchtliche Einsparungen erzielt werden.

Für Beratungen zu unterschiedlichen Energie- und Umweltthemen gibt es laufende bundesländerspezifische Förderprogramme. In Salzburg wurde angesichts Corona das Angebot erweitert. Die Förderschiene »aws Energie & Klima« wiederum unterstützt kleine und mittlere Unternehmen dabei, ein Energiemanagementsystem einzuführen und Energie-Know-how aufzubauen.

Zu 50 % gefördert werden externe Beratungsleistungen zur Entwicklung eines EnMS, externe Schulungskosten sowie die Kosten einer Zertifizierung, wobei diese nicht verpflichtend ist. Investitionskosten im Zusammenhang mit dem EnMS (zum Beispiel Messtechnik und Monitoringsoftware) werden mit bis zu 30 % gefördert. Insgesamt kann der Zuschuss bis zu 50.000 Euro pro Betrieb betragen.

Bild oben: Gemeinsam mit dem Klima- und Energiefonds erstellt das Energieinstitut unter dem Titel B4C – business4climate vier Publikationen zu den Themen E-Mobilität, Kühlen, PV und Speicher sowie Energieeffizienz, wovon die ersten beiden bereits verfügbar sind. Darin werden mit vielen Praxisberichten und Beispielen aus Betrieben Möglichkeiten aufgezeigt, Energie umweltfreundlich zu nutzen und davon auch wirtschaftlich zu profitieren, insbesondere für KMU.

 

Die Umweltförderung im Inland ist das zentrale Förderinstrument des Bundes für Investitionen im Klima- und Umweltschutz. Diese sehr erfolgreiche Förderung ist laut Starnberger in manchen Bereichen sehr schnell ausgeschöpft, eine ausreichende Dotierung ist wichtig. Manche Bundesländer und Gemeinden haben Zusatzförderungen, die daran anknüpfen.

Der Klima- und Energiefonds unterstützt nach derzeitigem Stand im Rahmen seines Programms »Solarthermie – Solare Großanlagen« die Errichtung innovativer solarthermischer Anlagen mit einer Kollektorfläche von 100 bis 10.000 m2. Die Förderaktion umfasst unter anderem auch die Themenfelder Solare Prozesswärme und neue Technologien sowie innovative Ansätze. Der Förderwegweiser der Österreichischen Energieagentur bietet einen Überblick über die verfügbaren Förderungen. Auch über innovative Finanzierungen wie Einsparcontracting und Crowdfunding lassen sich Projekte finanzieren.

»Optimal sind Programme, die über die notwendige kurz- und mittelfristige Belebung der Wirtschaft und des Arbeitsmarkts hinaus langfristig positive Wirkungen entfalten«, betont Sonja Starnberger und verweist hier auf Projekte für die thermische und energetische Sanierung von Wohn-, Betriebs- und öffentlichen Gebäuden.

Sie rät prinzipiell zu technischen Anlagen zur Nutzung erneuerbarer Energie wie zum Beispiel Photovoltaik sowie auch Energiespeichertechnologien und damit verwoben Mess-, Steuer- und Regeltechnik für Energiemonitoring und -management. Der öffentlichen Hand rät sie zu einer Erweiterung des Angebots beim öffentlichen Verkehr ebenso wie zu baulichen Maßnahmen zur Vermeidung von Hitzeinseln im öffentlichen Raum mittels Begrünung und Schattenspendern.

 

Drei Themenschwerpunkte des »Energie Effizienz Radars«

1. Kühlen: Die Klimatisierung gewinnt eine immer größere Bedeutung. Prognosen zufolge verdoppelt sich der Kühlbedarf und damit der für die konventionelle Kühlung notwendige Stromverbrauch bis 2030. Daher sollte mittels baulicher, technischer und organisatorischer Maßnahmen der Kühlbedarf so niedrig wie möglich gehalten werden. Zur Deckung des verbleibenden Bedarfs bieten sich alternative Kühlsysteme an: Hochleistungs-Sonnenkollektoren oder Abwärme können Antriebsenergie für eine thermisch betriebene Kältemaschine liefern, auch erneuerbarer Strom aus PV-Anlagen kann genutzt werden. Eine weitere Lösung sind Wärmepumpen mit Kühlfunktion, die reversibel arbeiten und bestehende Heizflächen zum Kühlen verwenden.

2. Photovoltaik: Deutliche Weiterentwicklung gibt es bei der Photovoltaik, kostenseitig und technisch. Der Preis für PV-Module hat sich in wenigen Jahren halbiert, Wirkungsgrade sind kontinuierlich gestiegen. Anfang 2020 ist die Elektrizitätsabgabe auf selbst erzeugten und verbrauchten Strom gefallen.

3. E-Mobilität: Straßenverkehr bildet knapp 30 % der Treibhausgasemissionen. Einen Ausweg stellt E-Mobilität dar, die, betrachtet über die Nutzungsdauer, geringere Gesamtkosten verursacht. 2019 entfielen bereits mehr als 80 % der neu zugelassenen Elektroautos auf Firmen, Gebietskörperschaften und juristische Personen.

Last modified onMittwoch, 29 Juli 2020 12:50
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