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Danke, 1 %!

reich, aber arm. Reich sein ist auch kein Vergnügen.Enteignung, Entrechtung, Neiddebatten: In Zeiten wie diesen hat man’s schwer, zum vielgeschmähten einen Prozent der Superreichen zu gehören.

Eine Richtigstellung von Rainer Sigl.


Die Mizzi Fekter hat’s mit ihrem subtil-behutsamen Vergleich von Reichensteuer und Judenverfolgung prophetisch vorhergesagt: Die neuen Hexenprozesse sind im Anrollen! Der Pöbel formiert sich mit diversen Mistgabeln, Fackeln und »Occupy«-Plakaten vor den Villen unschuldiger Wohlhabender, um auf verantwortungslose und bestürzende Weise gegen eine fast schutzlose Minderheit zu hetzen, die zunehmend keine andere Wahl hat, als sich hinter schusssicheren Limousinenfenstern oder gar in Hochsicherheits-Fincas im Auslandsexil zu verschanzen. Es ist an der Zeit, in diesem Land, in dem die Neiddebatten überhandnehmen, etwas richtigzustellen: Wer Ruchloses wie Enteignungssteuern und Erbschaftsstrafen einführt, vernichtet nicht nur Wohlstand, sondern auch Arbeitsplätze.

Nehmen Sie zum Beispiel mich. Mit meinen eigenen Händen habe ich meine zugegeben bis zur Unverschämtheit umfänglichen Reichtümer erworben, mit eigenen Händen mein Glück geschmiedet. Mit eigenen Händen! Also, konkret halt nur mit einer Hand, mehr braucht man als am Schweizer Internat ausgebildeter Eliteschüler zum Unterschreiben einer Erbschaftsannahme nicht, aber das tut hier nichts zur Sache. Fakt ist, dass stinknormale Menschen wie ich, die halt zufällig Maybach fahren statt Skoda und Zinshäuser kaufen statt den Immobilienbazar, tatsächlich tagtäglich und völlig selbstlos all jenen, die, man muss es so hart sagen, weniger tüchtig waren, das Überleben ermöglichen. Tagtäglich!  Sehen Sie zum Beispiel da draußen, die zwei dunkelhäutigen Jungs, die mein Putting-Green stutzen? Jawohl, die müssten ohne mich am Hungertuch nagen, und das, obwohl einer von den beiden, ich vergess immer, welcher, in Teheran Biochemie studiert hat!

Und das werden Sie jetzt nicht glauben, aber sogar diese kleinen, einfachen Menschen leiden derart unter der Last des Staates, dass ich, der ich mir als Leistungsträger meiner Verantwortung gegenüber den Schwächeren, weniger Leistungsfähigen bewusst bin, den beiden selbstlos ihren Lohn – psst! Nicht weitersagen! – unter der Hand auszahle, damit sie nicht ebenso wie ich von frechen Politkommissaren per Steuer bis aufs letzte Hemd ausgeraubt werden! Ja, ich weiß, ich bin auf meine bescheidene Art auch ein bisschen ein Robin Hood, und das gibt mir Kraft.

Oder dort, schauen Sie, im Salon, der tüchtige junge Mann, der dort auf allen Vieren herumkriecht – und ja, dieser entzückende blonde Engel, der ihm gerade ungestüm die Sporen gibt, ist meine Allerjüngste; ein hübsches Kind, nicht? – auch ihm jedenfalls ermögliche ich, ein Mitglied jener vielgeschmähten angeblichen »Superreichen«, das Überleben in dieser schwierigen wirtschaftlichen Weltkrise, in der wir alle gleich betroffen und erschüttert sind! Schauen Sie, meine Tochter wollte unbedingt noch ein Pony, aber ich hab mir gedacht, warum nicht einem Studenten der Sozialwissenschaften eine Chance geben, in meinem internationalen Betrieb, mit Filialen auf den Caymans, den Bermudas und in Liechtenstein, ein Praktikum zu machen? Klar, sehr viel kann ich auch diesem tüchtigen Sozialpädagogen nicht bezahlen – Sie wissen ja: die Krise! –, aber immerhin, Berufserfahrung ist heutzutage ja das Allerwichtigste, um sich selbst auf dem harten Markt besser verkaufen zu können!

Doch wird mir das von der Gesellschaft gedankt? Im Gegenteil! Das ärgert mich so: Diese Neider, diese Enteigner und minderleistenden Missgünstlinge sind besessen vom Geld anderer Leute. Denken Sie daran, wenn Sie nächstes Mal wieder die bestürzenden Brandreden hören, die zur Enteignung schutzloser Menschen, wie ich es bin, aufrufen: Ich bin auch nur ein Mensch, fast genau wie Sie. Nur viel, viel, viel, viel, viel, viel, viel, viel, viel, viel reicher. Viel reicher. Aber machen Sie sich nichts draus, weil ich sag Ihnen was: Geld ist nicht alles. Geld kann man nicht essen, und es hält einen auch nicht warm.

Na gut, außer letztes Jahr in Aspen, als uns in unserem Chalet um Mitternacht kurzzeitig die Briketts ausgegangen waren. Man muss sich nur zu helfen wissen.

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