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Gastkommentar: BIM – ein mächtiges Werkzeug für Architekten

Foto: Dieter Hayde, HD Architekten Foto: Dieter Hayde, HD Architekten

Was in Deutschland schon bei über 60 Prozent der Ausschreibungen gang und gäbe ist, setzt sich in Österreich erst langsam, aber doch stetig durch: BIM – Building Information Modeling.

Building Information Modeling bedeutet viel mehr als die optimierte Planung und Ausführung von Gebäuden mithilfe einer neuen Software oder eines Softwarepaketes. Mit BIM erstellt der Architekt gemeinsam mit allen Projektbeteiligten ein intelligentes, fünfdimensionales Gebäudemodell, das nicht bloß die räumlichen Dimensionen seines Entwurfes abbildet, sondern die präzise Darstellung sämtlicher relevanter Daten in einer »Datenwolke« ermög­licht. Das bedeutet für den Architekten nicht nur ein völlig neuartiges Arbeiten, sondern stellt für ihn auch eine große Chance dar, Terrain zurückzugewinnen, das in den letzten Jahren von Architekten sukzessive aufgegeben wurde. 

Nun, da ihm mit BIM sämtliche Parameter des Bauvorhabens in Echtzeit zur Verfügung stehen – über die gesamte Objektlebensdauer von der Planung über die Errichtung und Wartung bis hin zu Nachnutzung oder  einem Abbruch –, kann der Architekt wieder seine angestammte Rolle als Gesamtkoordinator zurückerobern. Die Einbeziehung des Facility Managements von Anfang an, was bisher kaum erfolgte, erleichtert die Planung z.B. von Raumhöhen, die Höhe von Fenstern u.v.a.m. und ermöglicht so, die Kosteneffizienz zu steigern, da Wartungszyklen schon im Hintergrund mitlaufen.

Umstellung in der Praxis

Dem Bauherrn gegenüber besteht dabei die Möglichkeit, jederzeit Auskunft über Kosten bzw. die finanziellen Auswirkungen von Planänderungen zu geben – und das nicht nur für die Errichtung, sondern auch für den Betrieb des Gebäudes. Der Architekt kann damit an ganz wesentlicher Stelle seine Beraterkompetenz einbringen. Verschiedene Planungsvarianten können verlässlich durchgespielt werden, eine Verbesserung in der Entscheidungsfindung und auch für die laufende Kostenkontrolle. Natürlich muss dabei genau definiert werden, wer wann und wo eingreifen und etwas verändern darf. 

Was die Behördenkontakte angeht, so lassen sich mit BIM bautechnische Widmungen leichter prüfen und z.B. Energieausweise leichter erstellen. Dasselbe gilt für die Beschleunigung von Bewilligungsverfahren oder die Berechnung von Fördermitteln.

In der Praxis ist damit natürlich eine anfängliche Umstellung verbunden, auf der einen Seite in der Büroorganisation, ganz ausschlaggebend aber auch darin, dass das jeweilige Gebäude bereits vom Start weg besser durchdacht sein muss. BIM bedeutet danach aber auch für die Architekturbüros selbst Effizienzsteigerung und damit positive Auswirkungen auf der Kostenseite. Dies­ bedeutet auch eine große Chance für jüngere Mitarbeiter, da diese mit diversen Computerprogrammen schon aufgewachsen sind und sich daher wesentlich leichter tun.

Kein Nice-to-have, sondern ein Must

In Österreich ist das Bewusstsein für die Bedeutung von BIM vielleicht noch etwas wenig ausgeprägt. Aber auch hier werden vor allem Behörden dies einfordern.  International ist BIM nicht nur ein Nice-to-have, sondern ein Must und oft unabdingbar für die Teilnahme an Ausschreibungen. Österreichische Architekturbüros tun also aus vielen Gründen gut daran, nicht nur über BIM zu diskutieren, sondern BIM auch im Unternehmen zu implementieren.

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