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Gipfeltour

"In Deutschland sind Windkrafttürme aus reinem Brettsperrholz realisiert", sagt Manfred Brandstätter, Leiter der Holzforschung Austria. "In Deutschland sind Windkrafttürme aus reinem Brettsperrholz realisiert", sagt Manfred Brandstätter, Leiter der Holzforschung Austria.

Der Werkstoff Holz soll hoch hinaus – nicht nur im Volumen als angewandtes Baumaterial, auch in Bezug auf die Gebäudehöhe. In der Seestadt Aspern ist ein 84 Meter hohes Holzhochhaus geplant – das größte der Welt.

Von Karin Legat

HoHo ist kein Begriff aus der Unterhaltungsindustrie, vielmehr ein Meilenstein im Holz-Hochbau. HoHo steht für das 84 Meter hohe Hochhaus, das in Wien Aspern ab Frühling 2016 in Holz-Hybridbauweise errichtet werden soll. »Die Stadt Wien unterstützt den Weg zum modernen Holzbau«,  verweist Georg Binder, Geschäftsführer von proHolz Austria, auf ein Gespräch mit der Wiener Stadtbaudirektorin. »Holz kann für einfache Aufgaben ebenso dienen wie für Hightech, was HoHo Wien beweisen wird.«
 
Nischenthema in Österreich

Holz-Hochbau ist in Österreich noch ein Nischenthema. »Baumeister und Baufirmen haben über Jahrzehnte mit Massivbaustoffen gearbeitet, kennen alle Prozesse aus dem ff«, so Manfred Brandstätter, Leiter der Holzforschung Austria. Holz zähle im Hochhausbau noch zu den experimentellen Materialien. Die zögernde Haltung wertet er aber nicht negativ. »Die Branche muss mitwachsen. Es wäre alles andere als gut, wenn wir uns im Holzbau zu rasch und zu oberflächlich weiterentwickeln. Gewonnenes Vertrauen ist rasch weg«, warnt Brandstätter und spricht u.a. Sicherheit im Feuchtbereich sowie Brandbeständigkeit in Stiegenhäusern und Liftschächten an. Der Bau & Immobilien Report hat bei Univ.-Prof. Wolfgang Winter vom Institut für Architekturwissenschaften an der TU Wien nachgefragt, wie es um Holz in der Bau-Ausbildung steht. »Holzbau wird bei uns als Pflichtfach unterrichtet, allerdings noch in geringerem Ausmaß verglichen zu Stahl und Stahlbeton. Holzhochbau wird im Rahmen von vertieften Lehrveranstaltungen bereits angesprochen. Es gibt auch erste Forschungs- und Masterarbeiten.«
 
Von Small zu XL

Im kleinvolumigen Gebäudebau ist der Werkstoff Holz bereits angekommen. Mit HoHo wollen nun Investor Günter Kerbler und Baumeisterin Caroline Palfy beweisen, dass sich Holz auch im Hochhausbereich bewährt. »Die Idee für HoHo ist mir vor über einem Jahr gekommen. Im Hochhausbereich sind bestimmte Materialien zugelassen. Um die OIB-Richtlinien zu erfüllen, müssen gleichwertige Schutzziele erreicht werden. Nach ausführlicher Recherche habe ich vor etwa einem halben Jahr ein Team zu Architektur, Statik und Brandschutz zusammengestellt und wir haben uns gefragt, wie eine ›Holzbauweise neu‹ aussehen muss«, berichtet Caroline Palfy, Geschäftsführerin von cetus Baudevelopment. Es wurde analysiert, wo Stahlbetonkerne als aussteifender Kern z.B. zum Schutz von Lift und Stiegenhäusern notwendig sind. Der Holzbauanteil liegt bei rund 75 Prozent. HoHo entspricht dem Passivhausstandard. »Die massive Holzverbunddecke wird aus bauphysikalischen Anforderungen benötigt. Die Stützen bestehen aus blockverleimtem Brettschichtholz.« Diese Holztechnologie wird als geeignete Lösung für den Hochhausbereich gesehen, so auch von Rubner Holzbau. »Wir stellen Brettschichtholz-Sonderkonstruktionen her und kombinieren diese individuell mit Holzrahmenbau-Konstruktionen«, so Geschäftsführer Helmut Hödl. »Die hohe Vorfertigung sorgt für eine sehr schnelle Bauweise und rasche Montagezeiten. Die Qualitätssicherung liegt in der Werkstatt, Arbeiten auf der Baustelle sind minimiert.«

HoHo-Brandschutz

Eine der Herausforderungen im Holzbauwesen ist der Bereich Brandschutz. Die Lösung von cetus: Die Brandabschnitte wurden kleiner dimensioniert, Holzsäulen von 90 auf 105 Minuten überdimensioniert sowie eine vollautomatisierte Sprinkleranlage installiert. »Dieses Brandschutzkonzept haben die Behörden angenommen. Im April wird eingereicht. Einige Brandversuche müssen wir noch umsetzen«, informiert Palfy. Zum Brandschutz richtet Helmut Spiehs, Geschäftsführer von binderholz, eine Bitte an das OIB. »Sehr wünschenswert wäre die Öffnung der gesamten Gebäudeklasse 5 für Holz. Gebäude dieser Klasse erfüllen sogar mit teilweise sichtbar belassenen tragenden Massivholzbauteilen alle Sicherheitsstandards«, berichtet er von Bauprojekten außerhalb Österreichs. Die OIB-Richtlinien befinden sich derzeit in Überarbeitung, werden am 26. März der Generalversammlung zur Beschlussfassung vorgelegt. Referatsleiter Wolfgang Thoma lässt aufhorchen. »Wir können natürlich keine Details vor dem Beschluss nennen, soviel lässt sich aber sagen: Es gibt wesentliche Änderungen bzgl. Brandschutz. Der Holzbau wird erleichtert.« Man darf gespannt sein, wie die OIB-Richtlinie Teil 2, Brandschutz, künftig aussieht.
 
Erfolgsrezept Holz

»2014 haben wir unser 25-Jahr-Jubiläum gefeiert und uns angesehen, wo der Holzbau heute steht«, berichtet Binder. »Wir können sehr zufrieden sein. Begonnen hat es mit frisch eingeschnittenem Baukantholz, mittlerweile steht die Produkttechnologie bei stab- bis flächenförmig verleimten tragenden Produkten.« Der große Schub in der Produktentwicklung erlaube neue Dimensionen des Bauens mit Holz. Helmut Hödl bestätigt mit dem Auftragsbestand von Rubner Holzbau den Trend zu großvolumigeren Gebäuden. Ähnlich Helmut Spiehs von binderholz: »Wir produzieren nun seit beinahe zehn Jahren Brettsperrholz. Die Nachfrage steigt jährlich.« Laut proHolz Austria greifen viele große Holzländer wie z.B. Kanada und Amerika auf heimische Technologien zurück. Selbst in Australien wurde ein Zehngeschoßer mit österreichischer Technologie errichtet.
 
Holz/ Hybrid

»Holz macht dort Sinn, wo es sich technisch und wirtschaftlich rechnet«, zeigt Georg Binder auf. Es steht für Leichtigkeit und Stabilität, Beton eignet sich v.a. als Kern für Lifte, Fluchtwege sowie Stiegenhäuser. Zwar gebe es Hochhausprojekte, etwa in London und Mailand, die in Vollholz realisiert wurden, man müsse aber immer die Wirtschaftlichkeit prüfen. Rein technologisch ist alles umsetzbar. Brettsperrholz ermöglicht laut Manfred Brandstätter, immer weiter in die Höhe zu bauen. »Um die Ökonomie bei HoHo zu optimieren, wurde der Ansatz bewusst einfach gewählt«, berichtet Caroline Palfy. Der Holzbau dockt an die Betonkerne der drei Hochhäuser an. Die Verbindungen der einzelnen Scheiben und die Anschlussdetails wurden neu erstellt. Auch die Stützen aus blockverleimtem Brettschichtholz sind angepasst. HoHo erfüllt damit alle Anforderungen – ökonomisch, sicherheitstechnisch und ökologisch. »Wir müssen es nun schaffen, dass im Gebäudebau mit acht bis neun Metern ein Umdenken erfolgt und der Werkstoff Holz intensiver eingesetzt wird.«

Last modified onDienstag, 21 April 2015 14:07

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