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Das Image von Beton

»Die Entwicklung der Märkte ist eine Tochter der Zeit.« Felix Friembichler, Geschäftsführer der Vereinigung der österreichischen Zementindustrie VÖZ im Gespräch. »Die Entwicklung der Märkte ist eine Tochter der Zeit.« Felix Friembichler, Geschäftsführer der Vereinigung der österreichischen Zementindustrie VÖZ im Gespräch.

»Die Entwicklung der Märkte ist eine Tochter der Zeit.« Felix Friembichler, Geschäftsführer der Vereinigung der österreichischen Zementindustrie VÖZ im Gespräch über die Zementindustrie.

Im Gespräch mit dem Bau & Immobilien Report erklärt Felix Friembichler, Geschäftsführer der Vereinigung der österreichi­schen Zementindustrie VÖZ, wie sich das Image von Beton zum Positiven gewandelt hat, warum Unternehmen gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten investieren müssen und wieso er glaubt, dass Billigimporte aus Drittländern langfristig keine Bedrohung für den Produktionsstandort Österreich darstellen.

Report
: In den letzten Jahren wurden viele Anstrengungen unternommen, um das Image von Beton in der Bevölkerung zu verbessern. Welches Image haben Ze­ment und Beton heute aus Ihrer Sicht?


Felix Friembichler: Ich glaube, dass weite Teile der Bevölkerung ein sehr positives Bild von Zement und Beton haben. Das ist auch sehr wichtig. Denn sobald ein Werk­ stoff aus diesem positiven Bild herausfällt, wird dessen Verwendung über kurz oder lang mit Zugangsbeschränkungen oder zusätzlichen Besteuerungen eingedämmt.

Report: Wann hat sich das Image von Beton zum Positiven gewandelt?

Friembichler: Das ist in den letzten 20 bis 25 Jahren passiert, allerdings in ganz kleinen Schritten. Heute profitieren wir sicher auch vom hohen Stellenwert, den Beton derzeit in der Architektur genießt. Darauf dürfen wir uns aber nicht ausru­hen, sondern müssen uns kontinuierlich um Verbesserungen bemühen.

Report: In welche Richtungen gehen diese Bemühungen?

Friembichler: Es ist uns ein großes An­liegen in der gesamten Produktion von Zement, von der Rohstoffgewinnung bis zur Auslieferung, Umwelttechnologien permanent zu verbessern. Wir reduzie­ren laufend die Emissionen, ob das jetzt Staub ist, Stickstoff oder CO2. Da ist es auch müßig, darüber nachzudenken, ob das immer wirtschaftlich ist. Das ist ein­fach eine Notwendigkeit.

Report: Werden diese Anstrengungen von der Politik gewürdigt?

Friembichler: Den Worten der Politik entnimmt man sehr wohl ein Verständ­nis für die Branche, allein die Taten fehlen. Das sieht man auch am Beispiel des Emissionsthemas. Da wurden auch dieje­nigen, die frühzeitig aktiv wurden, durch die Zuteilungsmethodik krass benachteiligt. Das sollte natürlich nicht sein. Und es passiert immer wieder, dass erreichte Ergebnisse durch politische Entschei­dungen wegrationalisiert werden. Auch das ist bei der CO2-Zuteilung passiert. Es war für uns nicht einfach, unsere Mitglieder dazu zu bringen, mittels Katalysatoren das Thema der NOx-Emis­sionen anzugehen. Aber wenn man in längeren Zeiträumen denkt und sich die europäische Umwelt- und Gesellschafts­ politik ansieht, dann ist absehbar, was passiert. Und wir sind überzeugt, dass es sinnvoll ist, absehbare Entwicklungen vorwegzunehmen. Diese Anstrengungen werden auch von der Bevölkerung und Politik honoriert und führen zu einer spürbaren Imageverbesserung.

Report: Wie reagieren Ihre Mitglieds­unternehmen auf den Vorschlag, auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten zu investieren?

Friembichler: Die Frage ist, welchen Anteil an Umsatz und Gewinn investiert man in Zukunftstechnologien, die ohnehin irgendwann vom Gesetzgeber einge­fordert werden. Zu warten, bis etwas ge­setzlich gefordert ist, mag wirtschaftlich klug sein in der uns eigenen kurzfristigen Denkweise, politisch ist es sicher ein Feh­ler. Ich bin überzeugt, dass es sinnvoller ist, in kleinen, zumutbaren Schritten in neue Technologien zu investieren. Damit verhindert man auch einen Investitions­rückstau, der nur mit einem enormen fi­nanziellen Kraftakt zu bewältigen ist. Das kann in wirtschaftlich schwierigen Zeiten dann zu einem echten Problem für Un­ternehmen werden.

Report: Ist die Zementindustrie in Eu­ropa angesichts strenger Auflagen und billiger Importware mittel- und langfris­tig überhaupt überlebensfähig?

Friembichler: Das muss man differen­ziert sehen. Die Entwicklung der ein­zelnen Märkte ist eine Tochter der Zeit. Billigimporte aus Drittländern werden heute als große Bedrohung wahrgenom­men, aber diese Länder werden sehr rasch aufholen und dann werden sich auch die Preise ändern. Es ist naiv zu glauben, dass sich die Bevölkerung in diesen Ländern alles gefallen lässt. Auch dort wird es unter dem Druck der Öffentlichkeit zu Re­gulierungen kommen.
Zudem muss die Frage nach der Zu­kunft eines Produkts gestellt werden. Das heißt: Ist mein Produkt unter den Prä­missen einer absehbaren Entwicklung der Bedürfnisse der Gesellschaft zukunftsfä­hig? Diese Frage ist klar zu bejahen. Die Grundbedürfnisse des Menschen sind Essen, Wohnen und Arbeiten, eventuell noch Mobilität und Freizeit. Und da ste­hen wir vor einem massiven gesellschaftlichen Wandel, der sich in Form einer Verstädterung zeigen wird. Das führt zu einem Strukturwandel in Sachen Wohn­bedarf. Und die Agglomeration führt sicher zu Anpassungsnotwendigkeiten in der Infrastruktur. Dafür sind Baulich­ keiten notwendig. Die sehen vielleicht in 50 Jahren anders aus als heute, aber wir müssen heute die Frage stellen, was mein Produkt dazu beitragen kann.

Report: Hat sich der VÖZ diese Frage bereits gestellt?

Friembichler: Ja, diese Frage haben wir uns gestellt und wir haben auch Antwor­ten. Der Bedarf zu bauen ist zweifellos da und dafür wird auch in Zukunft irgendeine Art Bindemittel nötig sein. Wir müssen uns also überlegen, wie die Bau­werke und wie die Bindemittel aussehen werden. Wie können wir mit weniger Ressourcen bauen? Wie können wir lang­ lebiger bauen? Und auf alle diese Fragen haben wir gute Antworten. Die Produkte werden anders aussehen als heute, aber die Werke wird es brauchen und zwar hier in Europa, in Österreich.

Report: Wie ist 2013 für die Branche gelaufen?

Friembichler: Für die Branche ist es aufgrund der wirtschaftlichen Rahmen­bedingungen nicht so schlecht gelaufen, es gibt aber massive geografische Un­terschiede. Es gibt extrem investitionsschwache Regionen wie etwa den Süden Österreichs. Das hat mit den Realitäten zu tun, die in den letzten Jahren geschaffen wurden. Aber nur von Dienstleis­tungen alleine kann keine Region leben. Länder, die geglaubt haben, sie brauchen keine Betriebe und keine Industrie, ha­ben einen Fehler gemacht. Diesen Fehler zu korrigieren wird lange dauern.

Report: Gibt es schon Zahlen zu 2013?

Friembichler: Von den Auslieferungen werden wir knapp unter dem Niveau von 2012 bleiben. Bei den Umsätzen sind die Einbußen deutlicher. Aber auch hier gilt: Jammern kann man immer, aber Jam­mern hat noch keinem genutzt.

Report: Was erwarten Sie von 2014?

Friembichler: Wenn alles gut geht, wer den wir in etwa bei den Dimensionen von 2013 landen.

Report: Lässt sich diese Abwärtsspirale stoppen?

Friembichler: Davon bin ich überzeugt. Für Unternehmen gilt dasselbe wie für die Gesellschaft. Man kann Investitionen stoppen und damit einen Stau auslösen. Die Boomjahre 2005 bis 2009 waren auch darauf zurückzuführen, dass davor viele Investitionen zurückgehalten wurden. Aber dieses Wellental schadet der Wirt­schaft. Der technologische Fortschritt schreitet voran. Da wird niemand gefragt, ob es ihm gut geht oder nicht, er muss dabei sein.

Last modified onDonnerstag, 14 August 2014 11:24
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