Freitag, April 19, 2024

Digitale Kompetenzen werden von Arbeitgebern in allen Branchen als fundamental angesehen – doch dies spiegelt sich in den meisten europäischen Ländern nicht in der Bildungspolitik, der Schulausstattung sowie den Qualifikationen der Lehrer wider, wie die aktuelle Fujitsu-Studie "Program for International Digital Skills Assessment" (FIDA) zeigt. Die Studie wurde in Auftrag gegeben, um die aktuellen digitalen Kompetenzen an europäischen Schulen zu bewerten, da die nächste staatlich geförderte PISA-Studie erst 2025 ansteht. Der FIDA-Bericht liefert eine aktuelle Momentaufnahme des Stands der digitalen Kompetenzen von Schulabgängern.

Die Studie zeigt, dass es in fast allen Ländern Defizite bei der Vermittlung digitaler Kompetenzen in den Schulen gibt. Eine Ausnahme bildet Dänemark, hier wurde schon sehr früh auf digitale Prozesse umgestellt. So arbeiten beispielsweise 86 Prozent der dänischen Schüler mindestens einmal pro Woche online zusammen, während es in Deutschland nur zwölf Prozent sind. Auch das Vereinigte Königreich, Frankreich und Italien liegen zurück. Diese Diskrepanz ist zum Teil auf die mangelnde Akzeptanz seitens der Lehrkräfte zurückzuführen, die nicht die dringende Notwendigkeit der digitalen Nutzung in den Schulen sehen: In Deutschland stimmen nur neun Prozent der Lehrer dem Einsatz digitaler Medien im Unterricht „voll und ganz“ zu, in Dänemark sind es hingegen 64 Prozent.

Folglich erwerben die meisten Schüler ihre digitalen Fähigkeiten außerhalb der Schule. Deutschland weist die größte Diskrepanz bei der Nutzung digitaler Medien innerhalb und außerhalb der Schule auf: nur 23 Prozent nutzen digitale Medien in der Schule, aber 92 Prozent bei außerschulischen Aktivitäten. Die tägliche Nutzung digitaler Medien in der Schule ist aber vor allem während der zwei Jahre Pandemie erneut stark gestiegen – von 2019 bis 2021 stieg die Zahl von 39 auf 68 Prozent.

Digitale Medien scheinen für die meisten Schulen kein Schwerpunkt im Schulalltag zu sein, denn nur 16 Prozent der Lehrkräfte in Frankreich und neun Prozent in Deutschland räumen der Nutzung Priorität ein. Der Umfrage zu Folge werden digitale Medien hauptsächlich nur für kleine Forschungsprojekte oder die Online-Recherchen genutzt. Digitale Schlüsselkompetenzen wie Online-Zusammenarbeiten werden hingegen nur von einer Minderheit der akademischen Einrichtungen genutzt: nur 21 Prozent in Frankreich, 15 Prozent in Italien, zwölf Prozent in Deutschland und neun Prozent in Finnland. Der Umfrage zur Folge steht die Vermittlung von verantwortungsvollem Verhalten im Internet lediglich im Vereinigten Königreich (95 Prozent) ausreichend auf dem Programm. Die meisten anderen Länder wie Österreich (70 Prozent), Dänemark (48 Prozent), Frankreich (70 Prozent), Italien (53 Prozent), Deutschland (74 Prozent), die Niederlande (64 Prozent) und Portugal (62 Prozent) haben in diesem Bereich noch Raum für Verbesserungen.

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