Aktuelle Baustellen, strategische Ziele und neues Geschäft. Unternehmen der Energiewirtschaft stehen auch heuer vor vielen Herausforderungen. Neues vom Markt, Managerinnen und Manager im Gespräch.
Von Martin Szelgrad
Das neue Jahr bringt wieder einiges für die Energiewirtschaft. So ist das neue Energieeffizienzgesetz seit Jahresbeginn wirksam. Alle Unternehmen, die Energie an Betriebe oder Haushalte abgeben, müssen nun an ihre Kunden mit Einsparmaßnahmen herantreten oder sich an börseähnlichen Plattformen Energiesparmaßnahmen einkaufen. Allerdings: Noch fehlt eine Monitoringstelle, bei der alle Meldungen über Einsparmaßnahmen einlaufen sollen. Weiterhin durch den Klima- und Energiefond stark gefördert wird die Energieforschung. Insgesamt 25,1 Millionen Euro werden für 53 Projekte aus den Bereichen Energieeffizienz, erneuerbare Energien, intelligente Netze und Speicher bereitgestellt. Und was tut sich bei den Netzbetreibern und Energieerzeugern?
Salzburg AG: Smarte Gemeinde und Sanierungen
Intelligente Stromnetze sind ein Schwerpunktthema bei der Salzburg AG. Fünf vom Land Salzburg geförderte Stromspeicher wurden bereits bei Familien in der Gemeinde Köstendorf in Betrieb genommen. Der durch Photovoltaikanlagen selbst erzeugte Strom kann damit gespeichert und bei Bedarf verwendet werden. Die Smart-Grids-Gemeinde zeichnet eine hohe Dichte von Photovoltaikanlagen auf Einfamilienhäusern und öffentlichen Gebäuden sowie von Elektroautos aus. Herzstück der Lösung im Ortsnetz ist eine regelbare Trafostation, die die Orchestrierung der Erzeuger und Verbraucher im Hintergrund übernimmt und das System optimiert. Die Kunden können per Onlineapplikation jederzeit Produktion und Verbrauch ablesen. Weiters ist die Sanierung des historischen Wasserkraftwerks Bärenwerk in Fusch an der Großglocknerstraße zurzeit die größte Kraftwerksbaustelle der Salzburger. Der Speicher an der Großglockner Hochalpenstraße wurde im Zuge der Sanierungsarbeiten erweitert und durch Flachwasserzonen ökologisch weiter aufgewertet. Vom Speicher Ferleiten fließt das Wasser zukünftig durch den neu errichteten 3,3 km langen Druckstollen, der bereits im Sommer des Vorjahres fertiggestellt worden ist. Seit Ende November ist nun auch das 735 Meter lange Verbindungsstück zwischen Druckstollen und Krafthaus, eine unterirdische Stahl-Druckrohrleitung mit einem Durchmesser von 1,4 Metern, fertig. Gleichzeitig wurde auch die alte oberirdische Druckrohrleitung abgebaut und damit die Weideflächen wieder frei gemacht.
Verbund: Neue Geschäftsfelder und Revitalisierung
Der Preis für das Produkt Strom sinkt laufend, daher steht ein radikaler Wandel in den Geschäftsmodellen von Energieversorgungsunternehmen bevor: Energieversorger wandeln sich von Lieferanten zu Partnern, die innovative, maßgeschneiderte Lösungen anbieten, während klassische Endverbraucher zu Prosumern werden, die selbst Strom erzeugen und in das Netz einspeisen. Große Kraftwerke werden mit dezentralen Erzeugungseinheiten im Austausch stehen. Der Verbund setzt für seine Business-to-Business-Kunden auf Flexibilität und Energieeffizienz. In einem eigenen Powerpool beispielsweise können energieintensive Produktionsbetriebe – vorwiegend aus der Stahl-, Zement-, Papier- und Zellstoffindustrie – ihre Flexibilität bündeln und Leistung auf Zuruf zu- oder wegzuschalten und werden dafür bezahlt. Für energieintensive Industrie- und Gewerbebetriebe, die ihre Anlagentechnik modernisieren möchten oder den Umstieg auf CO2-neutrale Brennstoffe planen, hat der Verbund Energiecontracting-Lösungen im Angebot. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Elektromobilität: Bei Österreichs größtem Wasserkraftunternehmen ist man überzeugt, dass Elektroautos die Fortbewegung der nächsten Generationen sein werden. Also wurde mit Smatrics ein Unternehmen geschaffen, das die E-Mobilität auch flächendeckend ausrollen kann. Bereits errichtet ist ein Netz von Schnellladestationen in Österreich – alle 60 Kilometer entlang der Hauptverkehrsachsen. Und: Die Effizienzsteigerung bei bestehenden Kraftwerken hat für den Verbund Vorrang gegenüber Neubauten. Bestes Beispiel ist das Kraftwerk Ybbs-Persenbeug: Insgesamt werden in den kommenden Jahren 144 Mio. Euro in die Effizienzsteigerung des Standortes investiert. Das Kraftwerk Ybbs-Persenbeug liefert am Ende des Programms über 1,4 Mrd. kWh Strom für die Grundlastversorgung. In Kärnten entsteht derzeit unterirdisch ein neues Pumpspeicherkraftwerk, das das Wasser der bestehenden Speicherseen der Kraftwerksgruppe Malta besser nutzen kann. Mit der Inbetriebnahme des neuen Kraftwerks heuer werden in dieser Kaverne zwei hocheffiziente Pumpturbinensätze arbeiten. Die Gesamtinvestition beträgt über 400 Mio. Euro. Mit diesen beiden vertikal eingebauten Pumpturbinen wird Reißeck II eine Gesamtleistung von 430 MW aufweisen, die flexibel für den Ausgleich von Schwankungen im Stromnetz zur Verfügung stehen.
Wien Energie: Beratung , Erneuerbare und Müllverbrennung
Wien Energie wiederum will heuer noch intensiver auf persönliche Beratung setzen: Seit Jänner ist auch die Energieberatung im Kundendienstzentrum Spittelau angesiedelt. Neben der persönlichen Beratung wurde auch online die Möglichkeit geschaffen, sich rasch einen Überblick über die Tarifvielfalt (und natürlich günstigen Produkte der Wiener) zu verschaffen. Wien Energie setzt verstärkt auch auf den Einsatz von erneuerbarer Energie. 2015 wird die Ausbauoffensive bei Wind-, Wasser-, Abfallverwertung und Sonnenkraft fortgesetzt. Geplant ist neben weiteren Photovoltaikanlagen die Inbetriebnahme des derzeit in Bau befindlichen Windparks Pottendorf in Niederösterreich. Ebenfalls wird der vor wenigen Monaten fertiggestellte höchste alpine Windpark der Alpen im Frühjahr 2015 in der Steiermark einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt. Mit einer installierten Gesamtleistung von 38,3 MW und 21 Windkraftanlagen produziert sie jährlich 79.000 MWh Ökostrom und versorgt damit 24.000 Haushalte. Das Wasserkraftwerk Opponitz wird 2015 ebenfalls wieder auf Hochtouren laufen. Es wurde im vergangenen Jahr nach Umwelt- und Wirtschaftsaspekten modernisiert und versorgt ab sofort über 25.000 Haushalte mit sauberem Strom aus Wasserkraft. Zum Abschluss wird bis Herbst 2015 die dazugehörige Dükerbrücke in St. Georgen am Reith saniert. Auch die Müllverbrennungsanlage in Spittelau erstrahlt im Jahr 2015 in neuem Hochglanz. Die Anlage im Herzen der Stadt Wien wurde generalsaniert und wird ab 2015 neben Fernwärme doppelt so viel Strom aus Abfall produzieren als bisher.