Samstag, April 20, 2024

In der ersten Ausgabe einer Pro & Contra-Reihe zu Themen der heimischen Energiewirtschaft hat der Energie Report um Stellungnahmen bei E-Control und Wiener Netze zu den jüngsten Tarifänderungen für Stromnetzbetreiber gebeten.

Fazit: Von Tarifsenkungen sind nicht alle Betreiber betroffen. Diese befürchten trotzdem Einschnitte in ihren Investitionsbudgets.

Pro »Planungs- und Investitionssicherheit«

Martin Graf, Vorstand Energie-Control Austria

»Das ab 1. Jänner geltende Re­gulierungsmodell regelt die Tarife für die Stromnetzbetreiber für die nächsten fünf Jahre. Die Rahmen­ bedingungen dafür festzulegen wa­ren alles andere als einfach, galt es doch schließlich, die Interessen der Netzbetreiber und der Kunden un­ter einen Hut zu bringen. Das dürf­te gut gelungen sein. Die meisten Netzbetreiber zeigen sich mit den Ergebnissen durchaus zufrieden.

Der Kompromiss könnte sowohl für Energiekonsumenten als auch Energieunternehmen tragbar sein. So gibt es für Netzbetreiber nun weitere Planungssicherheit, was Gewinne und Investitionen betrifft. Sollten die Betreiber effizienter wirtschaften, als bei der Planung angenommen, verbleiben die zusätzlichen Gewinne im Unternehmen. Außerdem stellt das Regulierungsmodell einen deutlich gerin­geren administrativen Aufwand für die Unternehmen dar, als es mit jährlichen Kostenprüfungen durch die Regulierungsbehörde möglich wäre. Aber selbstver­ständlich müssen vor allem auch die Konsumenten von den Netztarifen profitieren. Sie profitieren von einer Tarifregelung, die die Netzbetreiber zu Effizi­enz bei gleichzeitiger Investitionstätigkeit motiviert – und Strom wird meist günstiger. Während öster­reichweit die Stromnetztarife im Schnitt um 2,4 % sinken werden, gibt es für die Wiener Netze als einer der wenigen Netzbetreiber zum wiederholten Mal ei­ne spürbare Erhöhung der Tarife. Umso unverständ­ licher erscheint es in diesem Zusammenhang, dass gerade die Wiener Netze bereits angekündigt haben, Beschwerde gegen die Höhe der Netztarife einzule­ gen. Wir haben ein Ergebnis erzielt, mit dem sowohl die Netzbetreiber, aber vor allem auch die heimischen Stromkonsumenten klar zufrieden sein können.«


Contra »Stabiles Fundament notwendig«

Reinhard Brehmer, Geschäftsführer Wiener Netze und Spartensprecher Netze bei Österreichs Energie.

»Die Netzpreise sind Österreich weit in den letzten 15 Jahren um etwa 30 bis 50 % gesenkt worden. Weitere Senkungen sind einfach zu viel, um die grundsätzlichen Aufgaben, wie Instandhaltung und Erneuerung, zu sichern. Wenn wir auch zukünftig eine sichere Stromversorgung haben wollen, dann müssen wir heute dafür investieren. Bei den Wiener Netzen sind die In­vestitionen in das Stromnetz in den letzten Jahren verdoppelt worden.

Waren es vor sechs Jahren noch jährlich etwa 80 Millionen Euro, so investieren wir heute bereits circa 180 Millionen Euro jährlich, um unseren Kunden auch weiterhin ein sicheres Stromnetz zur Verfügung stellen zu können. Zukünftig werden wir für die Einbindung und das Überwachen der Einspeisung der erneu­erbaren Energien sogar noch mehr investieren. Dies ist notwendig, um diese neuen Energiemengen zum Kunden zu bringen und weiterhin Netzstabili­tät und Qualität sicherzustellen.

Die jährlichen Kosten des Ökozuschlages für einen durchschnittlichen Haushalt steigen deutlich an. Von 2012 bis 2014 ist eine Erhö­hung um 46 Euro auf 83 Euro festzustellen. Das ist bereits weit mehr als ein Drittel des Netz preises. Bis 2017 steigt der Ökozuschlag ver­mutlich auf 100 Euro jährlich an, um erneuerbare Strommengen zu erzeugen, die vielleicht bald nicht mehr weitertransportiert werden können. Für ein Haus ist ein Fundament notwendig, auf dem man stabil aufbauen kann. Ohne ein fundiertes Stromnetz wird die Energiewende nicht funktio­nieren und der Kunde nicht die gewohnte Versorgungssicherheit haben.«

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