Samstag, April 20, 2024

Die Nachfrage nach Photovoltaik-Anlagen und Stromspeichern ist auf Rekordniveau. In der letzten Förderrunde verzeichnete die Förderstelle OeMAG nach einer Stunde bereita rund 38.600 Anträge. Die Botschaft ist klar: Österreichs Bürger*innen möchten vermehrt auf alternative Energieressourcen umsteigen. Doch der Umstieg gelingt nur langsam. Dabei gibt es naheliegende Lösungen, die den Prozess beschleunigen könnten, wie Andreas Thorsheim, CEO von Otovo, erklärt.

Titelbild: „Wenn Photovoltaik eine der tragenden Säulen der Energieversorgung werden soll, braucht es einen Paradigmenwechsel in der österreichischen Solarpolitik: Es braucht mehr Förderungen für Endkunden und Installateure, eine Entbürokratisierung und mehr Transparenz“, ist sich Andreas Thorsheim, CEO von Otovo, sicher. (Credit: Otovo)

„Dass Solaranlagen und Solarstrom nicht ausreichen werden, um die Energiewende allein zu Ende zu führen, ist klar. Sie sind aber ein unverzichtbarer Baustein auf dem Weg dahin – ein Weg, der nur gemeinsam und mit Hilfe der Politik erfolgreich gemeistert werden kann“, meint Andreas Thorsheim, CEO und Gründer von Otovo. Der Umfang des knapp 90-seitigen Leitfadens, den der Bundesverband Photovoltaic Austria (PV Austria) im Oktober veröffentlichte, beweist, was viele Anlagenerrichter*innen schon lange beklagen: Die Vorgaben für PV-Anlagen sind veraltet und wirken teilweise willkürlich. In einigen Bundesländern ist das Anschaffen und Errichten einer PV-Anlage deutlich einfacher als in anderen – von länderübergreifenden, transparenten Lösungen fehlt jede Spur. Und dies sei nur einer von mehreren Punkten, an denen Aufholbedarf herrscht, so Thorsheim. 

Laut dem Solaranlagenbauer Otovo sind jetzt folgende Schritte nötig:

  1. Die Mehrwertsteuer auf Photovoltaikanlagen muss komplett entfallen. Eine entsprechende Vorlage gibt es auf EU-Ebene bereits seit Dezember 2021 (Richtlinie 2006/112/EG), die Regierung muss die Mehrwertsteuerbefreiung jedoch noch umsetzen – und zwar so schnell wie möglich.

  2. Um den vom Fachkräftemangel bedingten „Installationsinfarkt” abzufedern, braucht es mutige Förderprogramme: Entsprechende (Um-)Schulungsangebote müssen möglichst breit zur Verfügung gestellt und finanziert werden. Die bereits existierende fünftägige Ausbildung zum*r zertifizierten Photovoltaikpraktiker*in macht ein schnelles Einschulen bereits möglich. Damit fehlende Elektriker*innen und Elektrotechniker*innen jedoch nicht zum Flaschenhals werden, ist die staatliche Förderung von PV Installateur-Ausbildungen sowie das aktive Bewerben dieser Ausbildung unumgänglich. Eine spätere Weiterbildung zum Elektriker sollte dabei von Anfang an mitgedacht werden – und ist angesichts der zu erwartenden Personalnot im Zuge der Energiewende unumgänglich.

  3. Die Einspeisevergütung muss wieder stark ansteigen.  Eine Vielzahl von Unternehmen kaufen ihren Strom von PV-Anlagen ab. Dabei gibt es unterschiedlichste Vergütungsmodelle, bei denen hohe preisliche Unterschiede bei Einspeiseverträgen entstehen. Vergleicht man Q4 2020 bis Q4 2022, ist der Marktpreis von 4,2 C/kWh auf 51,4 C/kWh gestiegen. Durch einen starren Tarif hätte diese Preiserhöhung keinen Einfluss auf die Vergütung gehabt, während mit einem variablen Vertrag der Anstieg der Vergütung über 1200 Prozent wäre.

  4. Der Umgang mit Mieterstrom muss einfacher werden, um den weitgehend brachliegenden urbanen Raum stärker in die Energiewende einzubeziehen. Dafür braucht es bundesweit einheitliche Lösungen im Umgang mit Datenzählern und die massenhafte Verbreitung von intelligenten Messsystemen – anstatt individueller und komplizierter Vereinbarungen mit den Netzbetreibern.

  5. Die hohen bürokratischen Hürden für Endkunden müssen dringend abgebaut werden, zum Beispiel durch eine One-Stop-Anmeldung im Netzregister, die alle anderen Bewilligungen und Anmeldungen (bei Finanzamt & Co) zusammenführt.  Ebenfalls braucht es hier die Digitalisierung und Verschlankung sämtlicher Prozesse zwischen allen Partnern, von der technischen Anschlussregelung bis hin zu den Netzanschlussverträgen, um die administrative Bearbeitung bis zur Installation einer Anlage so gut wie möglich zu reduzieren.

Meistgelesene BLOGS

Nicole Mayer
26. Jänner 2024
Der Bewerb um die höchste staatliche Auszeichnung für Unternehmensqualität in Österreich ist eröffnet. Gemeinsam mit dem Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft (BMAW) sucht Quality Austria wieder...
Firmen | News
01. März 2024
Unter dem Motto „Mission Zukunft - Transformation der Wirtschafts- und Energiesysteme" veranstalten die Deutsche Handelskammer in Österreich in Kooperation mit Fraunhofer Austria Research das Deutsch-...
Alfons A. Flatscher
02. Jänner 2024
... das Alte geht. Die Welt ist im Wandel. Wir wandeln uns mit. Der REPORT ist im Wandel und erscheint in neuem Kleid: Mit neuem Layout, auf besserem Papier und mit einer Weiterentwicklung des inhaltl...
Firmen | News
25. März 2024
Die Arbeitswelt befindet sich im Wandel und Künstliche Intelligenz (KI) spielt dabei eine entscheidende Rolle. Unternehmen weltweit erkennen zunehmend die Bedeutung von KI für ihre Produktivität und W...
Katharina Bisset
07. Februar 2024
Ab 14. Februar 2024 müssen alle Pflichten des Digital Services Act von betroffenen Unternehmen umgesetzt werden – aber was bedeutet dies konkret? Der Umfang der Pflichten hängt davon ab, welche Dienst...
Alfons A. Flatscher
26. Jänner 2024
Ganz oben auf der Agenda unserer Leser*innen steht: Neues schaffen! Wir haben gefragt, 150 Leser*innen haben uns qualifizierte Antworten geliefert. (Zum Artikel: Chancen überall, nicht erst ab 2025) D...
Mario Buchinger
22. Jänner 2024
In der Consulting- und Coaching-Branche gibt es sicher einige Leute, die kompetent Organisationen unterstützen können. Aber viele der Coaches und Consultants nützen meist nur sich selbst. Worauf Unter...
Nicole Mayer
30. Jänner 2024
Durch den rasanten Fortschritt der digitalen Transformation und den zunehmenden Einsatz von Informationstechnologien wird die (Informations-) Sicherheit sensibler Unternehmensdaten immer wichtiger. Or...

Log in or Sign up