Samstag, Oktober 05, 2024

Dumme netze. Das Prinzip der Stromverteilung hat sich seit Edisons Zeiten kaum verändert.Transparente Stromrechnungen, flexible Tarife und eine neue Versorgungssicherheit: Technologielieferanten wie Alcatel-Lucent pumpen mehr Intelligenz in die Stromnetze.

Unter Technikern wird folgende Anekdote gerne erzählt: Würde es Alexander Graham Bell irgendwie ins 21. Jahrhundert verschlagen – er würde seine Erfindung, die Telefonie, kaum wieder erkennen. Passierte dies dagegen Thomas Alva Edison, hätte er mit den heutigen Stromnetzen wohl weniger Probleme. Seit der ersten Stromversorgung vor gut 120 Jahren hat sich die Art und Weise der Stromverteilung kaum weiterentwickelt. Die Netze sind noch immer nicht sehr intelligent. Fernwartung für den Endkunden ist nicht möglich, der Energieverbrauch wird bestenfalls einmal im Jahr ausgelesen. Und für die Lastverteilung bei den Haushalten ist beim Energieversorger speziell die langjährige Erfahrung hinsichtlich der Kundenbedürfnisse ausschlaggebend. Energieeffizienz für den Endkunden, Ausgleich der Lastspitzen durch entsprechende Tarifmodellierung und Endkundenverbrauchsmanagement – all das ist Zukunftsmusik. Nur gut, dass sich die ersten Musiker dazu bereits eingefunden haben. Johannes Stadler, Leiter Business Development im Energiesegment bei Alcatel-Lucent, ist einer von ihnen. Sein Instrument heißt »Smart Meter«. Der intelligente Stromzähler macht es möglich, Zählerstände aus der Ferne im Viertelstundentakt auszulesen. Energieversorger bieten damit ihren Kunden neue Services und können gleichzeitig ihre Netze dynamisch verwalten.

Johannes Stadler, Alcatel Lucent: Wir können Smart Metering vom Stromzähler bis zur Betriebsführung beim Energieversorger umsetzen.Dezentrale Versorgungsnetze, Entwicklungen bei alternativen Antrieben im Individualverkehr und intelligente Steuerungen in der Haustechnik beschäftigen derzeit die Strategieabteilungen der Energieversorger. In den Energienetzen sind bereits mehrere Trends zur künftigen Smart World erkennbar«, ist Johannes Stadler überzeugt. Die Ansätze sind unterschiedlich, das Ziel stets dasselbe: Man möchte dem Endkunden einen Mehrwert bieten. Die Differenzierungsmöglichkeiten mit einer vernetzten und intelligenten Stromablesung und Versorgungssteuerung: flexible Tarife, die vom tatsächlichen Verbrauch abhängen, eine neue Transparenz für den Kunden hinsichtlich seines Stromverbrauchs sowie völlig neue Services, die überhaupt erst erfunden werden müssen. Für Endkunden bedeutet dies, künftig auch den Stromanbieter leichter wechseln zu können. »Im Smart-Home-Ansatz ist der zu bestimmten Zeiten jeweils günstigste Eergielieferant flexibel wählbar«, möchte Stadler beiden Parteien ein wirkungsvolles Werkzeug in die Hand geben. Die Versorger wissen damit enorm Kosten einzusparen: Stromdiebstahl ist damit auf der Stelle erkennbar, und für An- und Abschaltungen sind nicht mehr aufwändig Techniker, sondern lediglich Datenpakete unterwegs. Die Kommunikation mit dem Stromzähler erfolgt wahlweise über Mobilfunk, handfeste Verkabelung oder die Stromleitung selbst. Über diese können auf geringen Distanzen Steuerungsinformationen übertragen werden.

Wille zur Aufrüstung
Der politische Wille zur Aufrüstung auf eine neue, digitale Zählergeneration jedenfalls ist da. Einer EU-Richtlinie zufolge werden bis zum Jahr 2020 gut 80 Prozent der Geräte gewechselt werden müssen. Österreich ist noch energischer unterwegs: Regulator Walter Boltz will den Sprung zum intelligenten Stromnetz bereits innerhalb der nächsten vier Jahre geschafft haben. Technologielieferanten wie Alcatel-Lucent haben die ersten Piloten bereits umgesetzt. Für die KELAG wird derzeit eine Smart-Metering-Lösung für bis zu 550 Haushalte installiert. Eine leistungsfähige Plattform in der Zentrale des Kärntner Versorgers wird viele Geschäftsprozesse nun schrittweise eines intelligenten Versorgungsnetzes umstellen. Darüber hinaus wird damit auch das Bewusstsein der Kunden zu ihrem Energieverbrauch geschärft. Der Energieverbrauch wird lückenlos, Posten für Posten protokolliert. In Deutschland wird für die Stadtwerke Pasewalk in Mecklenburg-Vorpommern ein ähnliches Projekt von Alcatel-Lucent umgesetzt. Auch deren Kunden erhalten ein Instrument, um den eigenen Energieverbrauch zeitnah prüfen und optimieren zu können. Apropos optimieren: Ein weiteres denkbares Szenario ist, bei Lastspitzen teure, unkritische Stromverbraucher die Pool-Heizung und Klimaanlagen automatisiert abzustellen. Edison hätte seine Freude damit gehabt.

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