Donnerstag, April 25, 2024



Der Messdienstleister ista rechnet neben Wärme, Kälte und Wasser auch Strom aus Gemeinschaftsanlagen bedarfsgerecht ab. Geschäftsführer Christian Ammer will Haushalte, Gewerbe und auch die Immobilienwirtschaft bei der ­lokalen Energieerzeugung und der Einsparung von CO2 und Energiekosten unterstützen.

Report: Was ist das Kerngeschäft von ista? Welche Services bieten Sie an?

Christian Ammer: Wir machen Gebäude für ihre Bewohner*innen und Besitzer*innen nachhaltig wertvoll. Dazu managen wir Daten und Prozesse für ein klimafreundliches, sicheres und komfortables Gebäude. Neben der Datenerfassung und der Abrechnung visualisiert ista anschließend die unterschiedlichen Verbräuche für Wohnungseigentümer*innen. Zu wissen, was man tatsächlich verbraucht, ist für das Kostenbewussatsein wichtig, und um Maßnahmen zur Reduktion des Energieverbrauchs zu setzen. Denn jede vermiedene Kilowattstunde ist die günstigste und umweltfreundlichste Energie.

Bild oben: »Unser Sonnenstrom-Service ist ein wesentlicher Baustein für die flächendeckende Energiewende in unserem Land«, erklärt Christian Ammer, Geschäftsführer ista Österreich. 

In unserem Kerngeschäft fokussieren wir auf Mess- und Serviceleistungen für Wärme, Kälte sowie Warm- und Kaltwasser. Das Angebot geht bis zu Abrechnungsservices für die Immobilienwirtschaft, insbesondere den großvolumigen Wohnbau. Die Basis dafür ist das Heiz- und Kältekostenabrechnungsgesetz für die verursachergerechte Aufteilung von Wärmekosten in Häusern mit mehreren Mieter*innen oder Eigentümer*innen.

Report: Sie bieten eine genaue Abrechnung selbst erzeugten Sonnenstroms. Wie schaut dieser Service in der Praxis aus?

Ammer: Das Sonnenstrom-Service begleitet Nutzer*innen bereits ab der konkreten Idee, eine Energiegemeinschaft zu gründen oder eine gemeinschaftliche Erzeugungsanlage zu errichten, bis hin zur laufenden verbrauchsgerechten Abrechnung. Wir können damit Immobilienentwicklern und Eigentümern bei der Einhaltung von gesetzlichen Erfordernissen wie Bauordnungen, der EU-Taxonomie und der Energieeffizienzrichtlinie unterstützen. Die Hausverwaltungen profitieren von der einfachen Abwicklung in der Abrechnung. Verbraucher*innen wiederum können durch die Gemeinschaften Netzkosten und Abgaben sparen und mit einem langfristig stabilen Energiepreis kalkulieren. Der zugewiesene Strom wird anschließend gemeinsam mit der jährlichen Heizkostenabrechnung transparent und verbraucherfreundlich eingehoben. Damit können wir nun auch Immobilienbetreiber beraten, wie eine Energiegemeinschaft funktionieren kann.

Zusätzlich bieten wir der Immobilienwirtschaft durch das ista Sonnenstrom-Service eine Möglichkeit, die Energiewende voranzutreiben. Mit dem Verbrauchsdatenmonitoring liefert ista ein weiteres wichtiges Tool für  die gerechte Zuteilung und Abrechnung des bezogenen Stroms, der Wärme oder dem Wasser auf monatlicher Basis. So kann der Verbrauch mit den Bewegungen im Vormonat, zu einer Vorjahresperiode oder mit Durchschnittswerten im Haus verglichen werden.

Wir docken mit unserer Lösung an die Datenschnittstellen der Messgeräte der Netzbetreiber an und haben auch das Visualisierungstool dazu selbst entwickelt. Bei der Visualisierung und Verrechnung können wir zwischen selbst produziertem Sonnenstrom und extern bezogenem Strom unterschieden. Nutzer*innen wissen also genau, wie viel Strom von der installierten Photovoltaikanlage produziert und genutzt und welcher Anteil vom Stromlieferant bezogen wurde.

Report: Welche Datenaufbereitung interessiert die Menschen am meisten? 

Ammer:
Wir haben bei dem Verbrauchsdatenmonitoring schon mehrere tausend Kund*innen und tatsächlich ist für viele der Vergleich mit dem Durchschnittsverbrauch der Liegenschaft das Interessanteste. Die Frequenz, wie oft man das Portal nutzt und sich seinen Verbrauch anschaut, ist sicherlich sehr unterschiedlich. Es hilft aber gerade jenen, die sich damit auseinandersetzen wollen. Gut ein Fünftel der Nutzer*innen loggt sich regelmäßig ein.

Ich gehe davon aus, dass das Interesse bei den steigenden Energiepreisen größer wird. Hier geht es auch nicht darum, die Temperatur in der Wohnung generell zu senken. Wenn man aber weiß, wie viel die Wärmekosten nutzungsbezogen genau betragen, wird man vielleicht einzelne Räume besser regeln. Wir wollen mit diesen Möglichkeiten auch einen positiven Nachbarschaftseffekt fördern – jemand fängt an, seinen Energieverbrauch bei gleichem Komfort klimaschonender und kostengünstiger zu gestalten, und andere ziehen nach. 

Report: Welchen Herausforderungen sind Sie bei der Entwicklung des Services begegnet?

Ammer:
Die gesetzlichen Rahmenbedingungen für Energiegemeinschaften sind seit dem vorigen Sommer in Kraft. Die Herausforderung beim Sonnenstrom-Service war erst einmal, den rechtlichen Rahmen für Vertragsverhältnisse auszuarbeiten.

Das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz macht als übergeordneter Rahmen die Gemeinschaften in den unterschiedlichsten Modellen möglich. Besonders spannend ist etwa eine gemeinschaftliche Erzeugungsanlage mit Photovoltaik am Dach, an der alle im Haus partizipieren können. Für uns war dann natürlich die korrekte Umsetzung aller gesetzlichen Anforderungen wichtig. Ein Großteil unserer Entwicklungskosten wurde für die Sichtung und Interpretation gesetzlicher Rahmenbedingungen aufgewendet. Wir haben die einzelnen Prozesse definiert und daraus ein Geschäftsmodell für uns in Österreich abgeleitet. 



Report: Werden mit der Teuerungswelle bei Energie verstärkt Umrüstungen bei PV und  Haustechnik in Anspruch genommen?

Ammer: Wir stellen derzeit ein enormes Interesse bei Photovoltaik fest. Diese Informationen decken sich mit den letzten Meldungen der österreichischen Stromnetzbetreiber. Einige von ihnen vermelden eine Vervierfachung an Netzzugangsverträgen für Photovoltaikanlagen im Vergleich zum Vorjahr. Die Diskussionen rund um eine nachhaltige Immobilienwirtschaft verstärkt das Interesse an Sonnenstrom.

Report: Was verändert sich dabei in Ihrem Unternehmen selbst?

Ammer:
Die Anforderungen an Messdienstleister haben sich stark verändert. Themen wie Digitalisierung und Nachhaltigkeit haben massiv an Bedeutung gewonnen, mit der auch neue Geschäftsfelder entstanden sind. Serviceangebote wie der Sonnenstrom-Service, das gewerbliche Energiedatenmonitoring »MinuteView« und E-Mobilität bringen auch neue Zielgruppen. Vor allem in den Bereichen Gewerbe und Industrie sind durch den Einsatz von Messgeräten und Monitoringsystemen hohe Energieeinsparungspotenziale erkennbar.

Natürlich braucht es auch innerhalb unseres eigenen Unternehmens einen Kulturwandel, nicht nur um die neuen Services anzubieten, sondern auch um das Nachhaltigkeitsbewusstsein bei allen unserern Mitarbeiter*innen zu stärken.


Über das Unternehmen

ista hat sich auf die Verbesserung der Energieeffizienz im Gebäudebereich spezialisiert. Die Energieexpert*innen sind auf das »Submetering« spezialisiert, also auf die individuelle Erfassung, Abrechnung und transparente Visualisierung von Verbrauchsdaten für Mehrfamilienhäuser und gewerbliche Immobilien. Als Grundlage für das Energiedatenmanagement nutzt ista Hardwarekomponenten wie funkbasierte Heizkostenverteiler, Wasserzähler, Wärme- und Kältezähler sowie entsprechende Montagesysteme. Das Unternehmen beschäftigt in 22 Ländern weltweit über 5.800 Menschen und unterstützt 13 Millionen Nutzeinheiten (Wohnungen und Gewerbeimmobilien) bei der Einsparung von Ressourcen. In Österreich beschäftigt ista rund 190 Mitarbeiter*innen an sechs Standorten und betreut die Verbrauchserfassung und -abrechnung für mehr als 400.000 Wohnungen.

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