Donnerstag, April 18, 2024
Vom Öl-Riesen zum Klimakonzern

Die OMV Aktiengesellschaft hat ihre Strategie 2030 vorgestellt. Das Öl-, Gas- und Chemieunternehmen plant einen grundlegenden Wandel - weg von der Öl- und Gasproduktion und hin zu nachhaltigen Kraftstoffen, Chemikalien und Materialien mit einem starken Fokus auf Kreislaufwirtschaft. 

Auf Basis dieser neuen Strategie will die OMV bis spätestens 2050 ein klimaneutrales Unternehmen werden. Damit vollzieht das Unternehmen den grundlegendsten strategischen Wandel in seiner Geschichte. Der Geschäftsbereich Chemicals & Materials soll als neuer Wachstumstreiber erheblich gestärkt, erweitert und diversifiziert werden, mit dem erklärten Ziel, eine weltweit führende Position bei Lösungen für die Kreislaufwirtschaft einzunehmen. Der Geschäftsbereich Refining & Marketing soll ein führender europäischer Anbieter von nachhaltigen Kraftstoffen, Rohstoffen und Mobilitätslösungen werden.

Im Einklang mit dem Netto-Null-Ziel will die OMV ihre Öl- und Gasproduktion bis 2030 um rund 20% reduzieren und bis 2050 die Öl- und Gasproduktion für die energetische Nutzung vollständig einstellen. Gleichzeitig wird der Geschäftsbereich Exploration & Production in die Bereiche Geothermie und Abscheidung und Speicherung von CO2 investieren.

Alfred Stern, der OMV Vorstandsvorsitzende und CEO, erklärt den Wandel in der Unternehmensausrichtung so: „Wenn wir den Lebensstandard überall auf der Welt erhalten und ausbauen und gleichzeitig das Überleben unserer Gesellschaft sichern wollen, müssen wir zu einer nachhaltigeren Wirtschaftsweise übergehen. Aus diesem Grund haben wir uns zum Ziel gesetzt, Grundlagen für ein nachhaltiges Leben neu zu erfinden.“

Neue Strategie zur Bewältigung globaler Herausforderungen

Die grundlegenden Veränderungen im Zusammenhang mit den Klima- und Treibhausgasreduktionszielen sowie die jüngsten geopolitischen Entwicklungen im Zusammenhang mit dem militärischen Konflikt in der Ukraine haben erhebliche Auswirkungen auf die Öl- und Gasindustrie. Um langfristigen Erfolg zu gewährleisten und attraktive Renditen für alle Stakeholder sicherzustellen, verpflichtet sich die OMV, bis spätestens 2050 ein klimaneutrales Unternehmen zu werden. Maßnahmen sieht der Konzern dabei unter anderem in einer Anpassung des Portfolios, dem verstärkten Zukauf erneuerbarer Energien, einer Verringerung des Verkaufs von fossilen Raffinerieprodukten sowie der Erhöhung des Anteils recycelter und nachhaltiger Rohstoffe vor.

Chemicals & Materials als Wachstumstreiber

Dafür soll der Geschäftsbereich Chemicals & Materials weiter gestärkt werden. Angetrieben von den asiatischen Märkten wird die weltweite Nachfrage nach neuwertigen Polyolefinen bis 2030 voraussichtlich stark wachsen, daher plant die OMV, sich hier als ein Global Leader zu etablieren. Polyolefine sind das größte Marktsegment bei der Herstellung von Kunststoffprodukten und bleiben für verschiedene Branchen wie Energie, Automobil, Verpackung, Bau und Gesundheitswesen unverzichtbar. Dazu Alfred Stern: „Chemicals & Materials wird nicht nur unser Wachstumstreiber sein, sondern auch Nachhaltigkeit, Risiko und Rendite in Einklang bringen und somit unsere Widerstandsfähigkeit gegenüber Marktdynamiken stärken.“ 

Ein Schlüsselfaktor für erfolgreiche nachhaltige Geschäftsmodelle ist mittel- bis langfristig der verstärkte Einsatz nachwachsender Rohstoffe, von Biokunststoffen sowie die Entwicklung von Kreislauflösungen. Prognosen zufolge wird die Nachfrage nach recycelten Polyolefinen bis 2030 weltweit etwa dreimal schneller wachsen als jene nach neuwertigen Polymeren. Die Umstellung der Wertschöpfungskette von einem linearen auf ein Kreislaufmodell ist daher eine der Prioritäten für ein nachhaltiges Chemiegeschäft der Zukunft.

Fokus auf nachhaltige Kraftstoffe

Im Bereich Refining ist es das erklärte Ziel der OMV, ein europaweit führender Hersteller von nachhaltigen Kraftstoffen und von nachhaltigen chemischen Rohstoffen zu werden. Während das Marktpotenzial in Europa für  fossile Brennstoffe sowohl in Bezug auf die Mengen als auch auf die Margen deutlich zurückgehen wird, wird der Anteil erneuerbarer Kraftstoffe und nachhaltiger chemischer Rohstoffe zunehmen.

Die Sondenbehandlung in Hohenruppersdorf in Österreich. (Bild: OMV)

Dementsprechend plant die OMV, ihre integrierten Raffinerien in Schwechat und Burghausen dahingehend zu optimieren, dass die Nutzung hochwertiger fossiler Ressourcen maximiert, und dabei aber der Anteil an nachhaltigen Rohstoffen zunehmend gesteigert wird. Die drei europäischen Raffinerien in Österreich, Deutschland und Rumänien werden weiterhin als ein integriertes System betrieben, um die Anlagenauslastung zu optimieren und die Margen zu maximieren.

Die Produktion von nachhaltigen Kraft-, und chemischen Rohstoffen wird bis 2030 auf 1,5 Mio Tonnen pro Jahr gesteigert, wobei fast die Hälfte der Mengen auf nachhaltige Flugzeugtreibstoffe entfällt. Martijn van Koten, Vorstandsmitglied für den Bereich Refining: „Beim Refining wendet sich die OMV von fossilen Rohstoffen ab, um ein führender, innovativer Hersteller von nachhaltigen Kraftstoffen und chemischen Rohstoffen in Europa zu werden. Dies wird die Integration mit unserem Chemicals & Materials Bereich vorantreiben und vertiefen.“

Zudem baut die OMV ihre Kapazitäten aus, um stärker vom Wachstum der E-Mobilität zu profitieren, und nutzt dabei ihre Retail-Position in der CEE-Region. Mit Investitionen von insgesamt mehr als 400 Mio. Euro bis 2030 wird die OMV mehr als 2.000 E-Ladestationen an Tankstellen und an Autobahnen und Transitstrecken sowie rund 17.000 Wallbox-Ladestationen für Firmenstandorte anbieten.

(Bild: OMV) 

Reduktion fossiler Energie und Entwicklung nachhaltiger Energielösungen

Der Geschäftsbereich Exploration & Production soll zunächst die Transformation des OMV Konzerns als robuster Cash-Generator unterstützen. Die Rohölproduktion wird daher nur schrittweise bis 2030 um etwa 30 %, die Erdgasproduktion um etwa 15 % reduziert werden. Investitionen in die Öl- und Gasproduktion werden bis 2026 fortgesetzt, wobei der Schwerpunkt auf der Entwicklung von Gasprojekten liegt. Bis 2050 werde die Produktion von Öl und Gas zur energetischen Nutzung aber vollständig eingestellt. Um Synergien zu erschließen, wird ab dem 1. April 2022 das Gasverkaufs- und Logistikgeschäft (ohne OMV Petrom) in E&P konsolidiert.

Zur Reduzierung ihrer Treibhausgasemissionen wird die OMV zugleich rund 5 Mrd. Euro in die Entwicklung CO2-armer Geschäftsfelder investieren, d. h. in die Geothermie und die Abscheidung und Speicherung von CO2 (CCS). Außerdem will das Unternehmen das Solar- und Windkraftgeschäft für den Eigenbedarf auf mindestens 1 TWh ausbauen und Möglichkeiten im Bereich Gas- und Wasserstoffspeicherung prüfen. Neben der Reduzierung ihres CO2-Fußabdrucks arbeitet die OMV auch an der Senkung der Methanemissionen. Im Einklang mit der Weltbank-Initiative „Zero Routine Flaring by 2030“ wird das routinemäßige Abfackeln und Ablassen von Begleitgas aus der Ölproduktion bis 2030 eingestellt. 

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