Samstag, April 20, 2024
Schwierige Selbstversorgung
Auch nach dem Netzanschluss prägt erneuerbare Energie das Lecknertal.

Je ausgewogener Produktion und Verbrauch, desto eher ist eine energieautonome Region möglich. Die ausschließlich saisonale viehwirtschaftliche Nutzung im Lecknertal hat nach einem Vorzeigeprojekt für Energieautonomie wieder zum Netzanschluss an die vkw geführt. PV-Anlagen werden heute in ­Ergänzung zum Stromnetz betrieben.

Auf 800 bis 1.300 m Seehöhe liegt in den Allgäuer Voralpen das malerische Lecknertal. Es erstreckt sich über neun Kilometer von Hittisau bis zum Scheidwangpass. Über die Sommermonate wird das Tal auf etwa 50 Alpen viehwirtschaftlich genutzt.

»Bis in die 1990er-Jahre hatte das gesamte Tal keine Stromversorgung«, erinnert sich Klaus Schwarz, Altbürgermeister der Gemeinde Hittisau. 1996 hatten die Vorarlberger Kraftwerke und das Land Vorarlberg das Pilotprojekt »Erneuerbare Energieversorgung Lecknertal« gestartet und die Gebäude mit Photovoltaik-Anlagen, Sonnenkollektoren und Kleinst-Wasserkraftwerken ausgestattet.

40 % der Projektkosten übernahm die vkw, 40 % das Land Vorarlberg und 20 % die Nutzer*innen. Bis auf einige Ferienwohnungen, die nur 14 Tage im Sommer genutzt wurden, hatten alle am Projekt teilgenommen. Die Landwirte hätten sich sehr über diese Einzelhoflösungen und die Eigenstromversorgung gefreut, blickt Schwarz zurück.


Ans Netz 

Die Zeit schreitet voran. Gerhard Beer, amtierender Bürgermeister, verweist auf den Fortschritt in der Alpwirtschaft. »Vor 50 Jahren wurde noch per Hand gemolken, für die heutigen Melkanlagen ist Starkstrom nötig. Da hält eine PV-Anlage in der regnerischen Region nicht mit, Schneefall im August ist bei uns keine Ausnahme.«

Eine Erweiterung auf andere Formen erneuerbarer Energien ist im Lecknertal kaum umsetzbar. »Mit Windkraft erhaltet man keinen Preis«, bedauert Beer. Batterien und Wechselrichter kamen in die Jahre, mit dem Ausbau der Viehwirtschaft wurden größere Anlagen benötigt. 2010 fiel daher der Entschluss, das Tal an die Vorarlberger Kraftwerke anzuschließen. Die Kosten der Kabelverlegung wurde gerecht zwischen allen Nutzer*innen aufgeteilt, alle im Sommer genutzten Gebäude sind heute mit der vkw vernetzt. Sehr abgelegene Höfe vertrauen auch heute noch auf die Insellösung.

Der Energie Report hat mit Anna Reiner gesprochen, die mit ihrem Gatten den Alpengasthof Höfle betreibt, bei dem wie bei einigen anderen Gebäuden Erneuerbare-Anlagen weiter im Einsatz sind. »Geschirrspüler und Melkerei laufen heute am Netz, Küchengeräte, Waschmaschine und Kühlgeräte über PV.«



Der Alpengasthof Höfle war der erste Partner im Pilotprojekt. »Auf unserm Dach befinden sich 26 m² Photovoltaikmodule und 10 m² Warmwasserkollektoren, unterstützt durch eine große Batteriebank (1.000 Amperestunden) und Trinkwasserturbine (1000 Watt)«, informiert Anna Reiner.

Bei Schlechtwetter werden die Module durch eine Turbine unterstützt, die elektrische Energie aus Regenwasser gewinnt. »Wir könnten uns eine reine Stromzukunft mit Photovoltaik vorstellen. Aber große leistungsfähige Speicher für Starkstrom bilden einen enormen Kostenaufwand und bei drei Monaten Nutzung im Jahr stellt sich die Frage, ob sich das auszahlt.«

Das Pilotprojekt habe aber auf jeden Fall dazu beigetragen, dass man gegenüber dem Energieverbrauch sensibler wird. »Wichtig wird, effiziente Geräte zu erwerben und Geräte sinnvoll und aufeinander abgestimmt zu betreiben.«

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