Ende des Jahres hat der Energie Report wieder wichtige Player der Energiewirtschaft und Industrie zum Geschäftsverlauf heuer und zu ihren Ewartungen für 2016 begfragt. Wir haben die wesentlichen Trends und Prognosen zusammengefasst.
Niedriger Ölpreis
"Die Biomasse-Branche leidet unter dem niedrigen Ölpreis, was sich negativ auf die neu installierten Biomassekessel auswirkt. Drei zentrale Themenbereiche werden das kommende Jahr dominieren: die Umsetzung des Energieeffizienzgesetzes, Folgetarife für Altanlagen sowie die Erarbeitung einer Klima- und Energiestrategie der Bundesregierung. Das Intermezzo der niedrigen Ölpreise wird nicht ewig währen, doch könnten viele Ölheizer in die Falle tappen und einen Ölkesseltausch durchführen. Damit binden sie sich für Jahrzehnte. Zieht der Ölpreis dann wieder an, ergibt sich ein Heizkostenproblem. Die Auswirkungen des Heizens mit Öl auf den Klimawandel seien zusätzlich erwähnt. Die österreichische Bundesregierung muss Flagge zeigen und endlich eine Strategie für den Ausstieg aus der Fossilenergienutzung vorlegen. Aus unserer Sicht ist hierzu die Einführung einer CO2-Abgabe das einfachste und effizienteste Mittel."
Josef Plank, Präsident des Österreichischen Biomasse-Verbandes
Neue Märkte
»Die Unternehmen nützen verstärkt das Zusammenwachsen modernster Informations- und Kommunikationstechnologien mit klassischen Produktions- und Logistikprozessen, um ihre Leistungen auf ein noch nie gekanntes Automatisierungsniveau zu heben. Das betrifft nicht nur die Güterproduktion im Sinne von Industrie 4.0, sondern auch Dienstleistungen und den öffentlichen Bereich. In diesem Umfeld hat sich die Bündelung unserer Kompetenzen aus unterschiedlichsten Branchen und Disziplinen zum gemeinsamen Dienstleistungsfeld Technology Services bestens bewährt. Bereits mehr als 20 % unseres Jahresumsatzes erwirtschaften wir heute mit ausgewiesenen Industrie-4.0-Projekten. Auch für den Wachstumsmarkt Clean Tech sind unsere bereichsübergreifenden Lösungen gefragt. In Zukunft werden wir verstärkt Technologieberatung in zentralen Kompetenzfeldern wie Energieeffizienz oder Prozessoptimierung anbieten."
Friedrich Hiermayer, Sprecher der Geschäftsführung BEKO Engineering & Informatik
Schrittweise heißer
„2015 war das Jahr, in dem der Strompreis an der EEX von über 35 Euro pro MWh auf unter 30 Euro pro MWh gefallen ist. Das bedeutet für die Stromerzeuger einen Erlösrückgang um fast 15 %. 2015 war auch das Jahr, in dem das Energieeffizienzgesetz in Kraft trat, das bedeutet für die Stromvertriebe erstmals die Verpflichtung, Effizienzmaßnahmen im Ausmaß von 0,6 % ihrer verkauften Energiemenge nachzuweisen. 2015 ist das Jahr, in dem Österreichs E-Wirtschaft eine Stromstrategie erarbeitet hat, die den Weg in die Zukunft weist. Diese Strategie werden wir gut brauchen können, wenn es 2016 darum gehen wird, die Beschlüsse des Klimagipfels von Paris in nationale Maßnahmen umzusetzen und eventuell ein neues Ökostromgesetz zu erarbeiten. In der E-Wirtschaft ist es also wie beim Weltklima – es wird schrittweise immer heißer.“
Barbara Schmidt, Generalsekretärin Oesterreichs Energie
Gutes Jahr
„2015 war wieder ein gutes Jahr für die Windenergie in Österreich. Auch heuer ging der Ausbau zügig weiter. In den letzten vier Jahren hat die Windbranche mehr als 2,2 Milliarden Euro, soviel wie kaum eine Industriebranche, in die Errichtung von Windrädern investiert. In Paris hat Bundeskanzler Werner Faymann bei der Klimakonferenz die neue Zielsetzung für Österreich bis 2030 ausgeben. Um bis 2030 den Stromverbrauch mit 100% erneuerbarer Energie decken zu können, müssen allerdings die Anstrengungen in den Ausbau weiter verstärkt werden. 2016 wird daher ein besonders entscheidendes Jahr.
Der Strommarkt ist durch die Übersubventionierung der konventionellen Energieversorgung komplett verzerrt und wird gerade auf europäischer Ebene neu aufgesetzt. Dabei wird sich zeigen ob die EU ihre sebstgesteckten Ziele der Energiewende ernst nimmt, oder einmal mehr die sterbende fossile und atomare Stromerzeugung bevorzugt. Auch in Österreich steht die Änderung des Ökostromgesetzes an. Auch hier wird entscheidend sein, ob die Energiewende im Stromsektor endlich wirklich auf den Weg gebracht wird. Weder das Klima noch die erneuerbare Branche kann sich weitere Stop-and-gos leisten.“
Martin Fliegenschnee-Jaksch, Pressesprecher IG Windkraft
Wachstum
„GE setzt weiter auf die Wachstums- und Innovationsstrategie in Österreich. In Wien eröffnete das Unternehmen im zurückliegenden Jahr eine neue Landeszentrale und investierte acht Millionen Euro in das österreichische Technologieunternehmen TTTech Computertechnik AG.
In Jenbach in Tirol fertigt GE nach modernsten Produktionsverfahren Gasmotoren. Die Sparte zählt zu den führenden Herstellern und ist Treiber der dezentralen Energieversorgung. Weltweit wurden von Jenbach aus mehr als 15.500 Jenbacher Gasmotoren in über 100 Länder geliefert. 2015 konnte GE den weltweit größten Auftrag der Jenbacher Firmengeschichte verzeichnen, der 20 Einheiten des leistungsstärksten GE Gasmotors und insgesamt 190 MW Leistung umfasst. Vor wenigen Monaten hatte sich das Unternehmen durch den Kauf des Zündkerzenfabrikanten Francesconi GmbH mit Sitz im steirischen Kapfenberg vergrößert.
Durch die Akquisition von Alstom Power und Alstom Grid, die im November 2015 abgeschlossen wurde, geht GE gestärkt und mit erweitertem Portfolio ins neue Jahr. In Österreich kommen unter anderem Lösungen zur Errichtung, Modernisierung und zum Service von Komponenten und Gesamtanlagen zur Stromerzeugung, insbesondere aus Wasserkraft, und Energieübertragung hinzu. Landesweit beschäftigt GE in Österreich über 2.000 Mitarbeiter.“
Carlos Härtel, CEO GE Germany & Austria, Director GE Global Research Europe
Durchwachsen
„Für den Bundesverband Photovoltaic Austria war 2015 ein durchwachsenes Jahr. Die Tatsache, dass sich die Anlagenpreise in den letzten Jahren dramatisch gesenkt haben, hat das erst drei Jahre alte Ökostromgesetz obsolet gemacht. Ein Anlauf im Frühjahr zu einer Kurskorrektur durch das Wirtschaftsministerium wurde von dort nicht durchgezogen und das Gesetz wartet nun im Jahr 2016 auf eine dringliche Reparatur. Ein Umstieg von der alten Tarifförderung auf ein dynamisches Investfördermodel könnte im darauffolgenden Jahr eine Verdreifachung der installierten Leistung bei gleichbleibenden Kosten bringen.“
Hans Kronberger, Präsident Bundesverband Photovoltaic Austria
Milliardeninvestition
"Auch 2015 haben weiter fallende Großhandelspreise an den europäischen Strombörsen den großen Stromerzeugern zu schaffen gemacht. In Deutschland kann man etwa anhand der Beispiele E.ON und RWE beobachten, welch tiefgreifender Strukturwandel sich in der Branche vollzieht. Für uns als Stromnetzbetreiber bedeutet das, dass wir es künftig mit einem veränderten Markt mit neuen Akteuren und damit mit neuen Anforderungen auch an uns als APG zu tun haben werden. Das Stromnetz muss leistungsfähiger und flexibler werden. Wir investieren daher in den kommenden zehn Jahren über zwei Milliarden Euro in unsere Hardware. Investitionen in unsere Software werden für die nötige Flexibilisierung des Systems sorgen. Das heißt konkret: Wir entwickeln innovative Konzepte, um Windkraft- und Fotovoltaikanlagen in den Regelenergiemarkt integrieren zu können. Wir arbeiten an Lösungen, welche die Abwicklung von Stromhandelsgeschäften mit immer kürzeren Vorlaufzeiten ermöglichen. Und wir setzen technologische Innovationen ein, um den Betrieb unserer Anlagen weiter zu optimieren."
Ulrike Baumgartner-Gabitzer, Vorstandsvorsitzende Austrian Power Grid AG
Aufwand gestiegen
"Die Energiewende erfordert im Stromversorgungssystem den forcierten Ausbau der dezentralen Stromerzeugung aus erneuerbaren Energie. Wind- und Fotovoltaikanlagen, Kleinwasserkraftwerke, Biogas- und Biomasseanlagen werden in großer Zahl an das Verteilernetz angeschlossen und tragen zunehmend zur Stromaufbringung bei.
Dies hat zur Folge, dass im Übertragungsnetze der Aufwand für den überregionalen Ausgleich zwischen Erzeugung und Verbrauch zur Aufrechterhaltung der Systemstabilität deutlich ansteigt. Vor allem aber nehmen Aufgaben und Verantwortung der Verteilnetze, auch im Hinblick auf die aktive Einbindung der Kunden hinsichtlich ihres Erzeugungs- und Verbrauchsverhaltens, deutlich zu. Sie sind nicht nur systemverantwortlich für Versorgungssicherheit und -qualität, Netzzugang und Flexibilität im Stromnetz, sondern garantieren auch die sichere Datenhaltung und den Datenaustausch mit allen Marktteilnehmern.
Energiepolitischen Maßnahmen der Zukunft sind so zu setzen, dass deren Auswirkungen auf die Netze berücksichtigt werden. Dies erfordert ein verlässliches und ausgewogenes Regulierungsumfeld mit Anreizen für Investitionen und den Einsatz neuer Technologien sowie eine zukunftsorientierte, verursachungsgerechte Tarifstruktur mit der individuellen Kostentragung gemäß der Inanspruchnahme."
Franz Strempfl, Geschäftsführer Energienetze Steiermark GmbH
Jahr des Ausbaus
"2015 stand bei Smatrics im Zeichen des Netzausbaus. Wir konnten uns öffentliches Netz auf über 350 Ladepunkte vervielfachen. Davon sind rund die Hälfte Highspeed-Stationen mit Ladezeiten von 20 Minuten. Auch der Fahrzeugmarkt hat sich mit rund 8.000 Fahrzeugen fast verdoppelt und damit auch die Anzahl unserer Kunden. Ein wichtiger Meilenstein war außerdem die Verabschiedung der Steuerreform, die ab 1. Jänner 2016 den Wegfall der so genannten „Dienstwagensteuer“, also den Sachbezugs bei Firmenwagen und die Vorsteuerabzugsmöglichkeit von E-Fahrzeugen vorsieht
Smatrics steht heute für das größte öffentliche Ladenetz in Österreich. In 2016 wollen wir unser Angebot für Unternehmen deutlich verbreitern. Das reicht von servicierten Ladelösungen inklusive individuellen Verrechnungsmodellen für Unternehmen, die Kunden oder Gästen Lademöglichkeiten anbieten wollen bis hin zu Flottenlösungen für Großunternehmen mit intelligentem Lademangement. Das Angebot umfasst dabei alles aus einer Hand: Beratung, Wallbox, Installation, Service, Energie, individuelle Verrechnungsmodelle für mehr Wertschöpfung und mehr."
Michael-Viktor Fischer, Geschäftsführer Smatrics
Smart-Meter-Ausbau
"Als europäischer Vorreiter bei der Implementierung von Smart Metering-Systemen sind wir bestmöglich für die digitale Transformation in der Energiewirtschaft aufgestellt. Atos deckt als einziger Dienstleister alle Anforderungen ab – vom Zähler über die Übertragungsprotokolle und Konzentratoren bis hin zur zentralen Datensammlung. Unser Know-how als Systemintegrator konnten wir schon bei zahlreichen erfolgreich realisierten Smart Metering-Projekten in Österreich und im CEE-Raum einbringen. Nachdem wir 2014 gemeinsam mit der Salzburg AG erstmals ein Großprojekt in Österreich gestartet haben, folgte heuer der Abschluss eines Smart Metering-Vertrags mit Serbiens größtem Stromversorger. Nach anfänglichem Zögern bereiten sich nun auch die großen Anbieter in Österreich auf die verpflichtende Einführung der intelligenten Stromzähler bis 2019 vor. Diese Entwicklung wird die Branche 2016 maßgeblich bestimmen."
Wolfgang Domann, Head of Sales for Consulting and Systems Integration bei Atos CEE
Mit Strategie zum Erfolg
"Das Jahr 2015 war das mit Abstand beste in der 27-jährigen Unternehmensgeschichte der Thonauer GmbH. Thonauer hatte zu Beginn des Jahres einen strategischen Plan für die Positionierung des Unternehmens festgesetzt, und mit all den umgesetzten Maßnahmen dazu brachte dies schlussendlich den gewünschten Erfolg. Besonderes Augenmerk lag auf einer Verstärkung der Verkaufskraft und dem Marketing. Die gesamte Thonauer-Gruppe erreichte 2015 einen beeindruckenden Neukundenzuwachs in allen Verkaufsgebieten und in allen Kundengruppen und konnte somit einen Gesamtumsatzzuwachs von rund 45 % erreichen. Seit heuer sind alle Unternehmen der Gruppe in Österreich, Rumänien, Ungarn, Tschechien und Slowakei auch ISO-zertifiziert.
Bei der Messe Productronica in München konnte ein so großes Kundeninteresse wie noch nie festgestellt werden. Thonauers Hauptlieferant Komax feierte nicht nur sein 40-jähriges Bestehen, sondern stellte auch neue Automaten für die Kabelkonfektionierung vor. Alpha 530 und Alpha 550 nennen sich diese Alleskönner, welche durch Präzision und Produktivität bestechen und den Beginn einer neuen Ära in der Kabelverarbeitung markieren. Mit diesen neuen Maschinen und unseren gefassten Plänen können wir voll Zuversicht in das Jahr 2016 blicken."
Friedrich Thonauer, Gründer der Thonauer GmbH