Wissenschaft und Wirtschaft gehen Hand in Hand. An der amerikanischen Elite-Universität Princeton legt man jetzt noch einen Zahn zu: Unternehmertum soll die Klammer werden, die alles verbindet.

An der Uni Wien hat vor ein paar Jahrzehnten ein Angebot von IBM an einem kleinen Institut für einen wahren Studentenaufstand gesorgt. Der amerikansche Konzern wollte dem Institut Computer als Dauerleihgabe zur Verfügung stellen – und die Entrüstung war groß. Ein Anschlag auf die Freiheit der Wissenschaft wurde geortet und mit wahrer rhetorischer Akrobatik zogen die Militanten ins Feld.

Ganz so verzopft geht es heute nicht mehr zu, trotzdem erlebe ich immer wieder Naserümpfen, wenn ich berichte, wie eng Universitäten in den USA mit Unternehmen zusammenarbeiten, mit neuen und alteingesessenen. Die Hochschulwelt in den USA ist eine wahre Brutstätte für Startups und die Eliteuniversität Princeton will es jetzt noch einmal ein Stück weitertreiben. Entrepreneurship – Unternehmertum – soll die Klammer werden, die alle Fakultäten verbindet. Sozialwissenschafter und Ingenieure sollen gemeinsam agieren und sie sollen Unternehmersein nicht als Beruf, sondern als Geisteshaltung verstehen. Bei Startups, in jungen Unternehmen, aber auch in Konzernen und in Regierungen soll dieses Mindset für neuen Schub, für Bewegung sorgen, und zwar dauerhaft.

Das Ziel ist dabei nicht, die Uniabgänger reich zu machen – das ist bestenfalls ein erwünschter Nebeneffekt. Der Menschheit durch Innovation dienen, das ist die Ansage. Provost David S. Lee erklärt dazu: »Für uns heißt Unternehmertum, Veränderung riskieren und Werte schaffen.«

Darin hat man eine Riesentradition, will aber trotzdem jetzt das Profil schärfen. Die Kommunikation unter den Studenten und mit den vielen sehr erfolgreichen Absolventen soll ausgebaut werden. Google-Chef Eric Schmidt, HP-CEO Meg Whitman, Kultregisseur Ethan Coen und Amazon-Gründer Jeff Bezos haben in Princeton studiert und der Welt ihren Stempel aufgedrückt.

Sie sollen in das Ökosystem der Alma Mater noch enger eingebunden werden, um genau jenes Biotop zu schaffen, in dem Außergewöhnliches gedeihen kann. Denn: »Unsere Kernaufgabe ist es, Kreativität zu entfalten und den Charakter der Studenten zu entwickeln, den sie brauchen, um Risiko zu übernehmen, ihrer Leidenschaft zu folgen und unvermeidliche Rückschläge zu überwinden. Denn Fehlschläge sind notwendiger Teil jeder unternehmerischen Aktivität.«

Das klingt nach salbungsvollen, guten Vorsätzen, ist aber längst Teil der universitären Kultur in Princeton – einem Boden, auf dem viel entsteht und der immer wieder Überraschungen hervorbringt, weil nichts dem Zufall überlassen wird, schon gar nicht die Kreativität.