Donald Trump und Brexit sind die Antwort an Washington und Brüssel, die wir lieber nicht gehört hätten.

Abraham Lincoln wird im Grab rotieren. Donald Trump tritt in seine Fußstapfen und ist Kandidat der Grand Old Party (GOP) für das mächtigste Amt der Welt. Wie hat es eine narzisstische Witzfigur soweit gebracht, fragen sich viele Amerikaner fassungslos und haben dabei etwas mit den Europäern gemeinsam, die schock starr sind, weil Großbritannien, das Gründungsmitglied, der Europäischen Union den Rücken gekehrt hat. Sie verstehen die Welt nicht mehr. Warum werden die Narren alle gleichzeitig losgelassen? Was ist los mit dem Zeitgeist, der radikal gedreht hat und urplötzlich in die falsche Richtung weht und dabei nationalistische, xenophobe, misogyne Töne in jeden Winkel trägt.

In den vergangenen Jahrzehnten prägte die Globalisierung das Narrativ: die Welt wird kleiner, der Handel freier. Das Handy made in China, die Hemden geschneidert in Indien, und die Möbel aus Vietnam, alles selbstverständlich! Und jetzt? Mauern überall. “ I will build the wall”, tönt “The Donald” und erntet Applaus statt Gelächter. Solange sie uns nur die Waren geschickt haben, war die Sache noch ok, aber wenn sie jetzt gleich selber kommen, dann ist Schluss mit lustig. Keine Muslime mehr und keine Latinos und wenn ein amerikanischer Konzern auch nur denkt sich außerhalb der USA anzusiedeln, droht Trump mit hohen Strafzöllen. Ford kann ein Lied davon singen.

Der exzentrische, milliardenschwere Egomane hat einen Sinn dafür, was Leute hören wollen und er sagt es ungefiltert wie ein kleines Kind, das eigentlich nicht versteht, was es da brabbelt, aber an der Reaktion der Erwachsenen erkennt, dass es irgendwie lustig gewesen sein muss.

Wie kann ein Land, das gegründet ist auf der Idee, dass alle frei ihre Religion ausüben dürfen, egal welche, plötzlich sagen, Muslime wollen wir nicht. Einreise verboten!

Es widerspricht allem wofür die USA stehen. Es ist völliger Unsinn, genauso wie die Ansage der Briten, nicht mehr zu Europa gehören zu wollen.

Aber die Hetzer landen nicht im Narrenturm. Sie gewinnen Wahlen. Und da gerät der aufrechte Demokrat in Argumentationsnotstand. Das britische Problem hätte sich gar nicht gestellt, wenn David Cameron vernünftig genug gewesen wäre, das Volk erst gar nicht abstimmen zu lassen, hört man jetzt aus Brüssel. Wirklich?

Manche Honoratioren der Republikanischen Partei arbeiten intensiv daran, die Delegierten am Parteikonvent in Cleveland, Ohio, aus ihrer Bindung an den Kandidaten Trump zu entlassen. Am Parteitag soll korrigiert werden, was der Wähler angerichtet hat. Wirklich?

Demokratie als Prinzip ist gut, wenn das herauskommt, was die Eliten erwarten. Tut es das nicht, greift man ins Ruder. Die Bürger dürfen wählen und die Fassade der Legitimität errichten, zu sagen haben sie nichts. Der Weg wird von den Eurokraten und deren Pendants in Washington bestimmt. Basta!

So als wäre es nicht genau dieser Zugang, der den Hass auf die Eliten kräftig schürt und jene die sich ohnmächtig fühlen, Dinge tun lässt, von denen sie vermutlich tief in ihrem Inneren wissen, dass sie falsch sind. Wie sonst will man sich Gehör verschaffen in einem System, das zunehmend zu einer Klüngelwirtschaft verkommen ist, in der Lobbyisten und Apparatschiks eine Allianz geschmiedet haben, die auf Kosten der Mittelschicht lebt, deren Realeinkommen nicht mehr wächst, die vom sozialen Aufstieg und dem kleinen Vermögen nur mehr träumen kann.

Weder Washington noch Brüssel haben geliefert, was sie dem Durchschnittsbürger versprochen haben. Die Strafe heißt Donald Trump und Brexit. Die Welt kann so grausam sein!