Österreich hat im internationalen Vergleich noch Aufholbedarf.


Ausgangssituation

Die Europäische Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz hat in einer europaweiten Unternehmensumfrage den Status Quo und zukünftige Entwicklungen sowie Herausforderungen im Bereich Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz erhoben. In 31 Ländern wurden im Jahr 2009 über 28.000 Manager und über 7.200 Beauftragte für Sicherheit und Gesundheitsschutz befragt.

Der umfassende Bericht kann unter https://ohsa.europa.eu (Europäische Unternehmensumfrage über neue und aufkommende Risiken) nachgelesen werden.


Erkenntnisse

Aus der österreichischen Perspektive sind die Ergebnisse zum Teil etwas ernüchternd.

Ländervergleich I: Auf die Frage „Gibt es eine schriftlich dokumentierte Richtlinie, ein etabliertes Managementsystem oder einen Aktionsplan zum Gesundheitsschutz und zur Sicherheit im Betrieb?“ erreicht Österreich nur einen Deckungsgrad von 70%. Österreich liegt zwar damit im Vergleich ähnlich gut wie Deutschland oder die Schweiz, aber deutlich hinter Belgien oder den Niederlanden mit 85% oder gar Norwegen, Skandinavien, Finnland und Dänemark mit 100% Deckungsgrad.

Ländervergleich II: Auf die Frage nach der Häufigkeit der Thematisierung von Sicherheits- und Gesundheitsschutzfragen in Besprechungen liegt Österreich auf dem 23. Platz von 31 möglichen Platzierungen. Unter den Top 5 Ländern liegen Schweden (in über 65% der Betriebe), UK und Holland mit knapp 60% der Betriebe vor Norwegen und Irland. In rund 40% der Betriebe in allen 31 Ländern werden Sicherheits- und Gesundheitsschutzfragen in Besprechungen der Führungskräfte thematisiert.

Länderübergreifende Erkenntnisse:

Treiber: Jene Betriebe, die einen Beauftragten für Sicherheit und Gesundheitsschutz haben, zB Sicherheitsfachkraft, Sicherheitsvertrauensperson, führen idR häufiger Gefährdungsbeurteilungen durch. Dabei werden va „Ausrüstung und Arbeitsumgebung“ (96%) und „Angebot von Weiterbildungsmaßnahmen“ (80%) geprüft. Die Prüfung der „Arbeitsorganisation“ umfasst 75%.

Hemmfaktoren: Betriebe, in denen keine Strategie in Bezug auf Sicherheit und Gesundheitsschutz oder keine Gefährdungsbeurteilung vorhanden ist, geben als maßgebliche Gründe dafür an, dass es nicht als notwendig erachtet wird oder dass es am nötigen Fachwissen fehlt. Dies betrifft vor allem zB Finanzdienstleister oder KMU. Weitere Gründe werden Zeitmangel, es wird kein Nutzen gesehen und fehlende Mittel angeführt.

Wesentliche Motive: Die Erfüllung rechtlicher Pflichten (90%) scheint das wichtigste Motiv für das Management zu sein. In einigen Ländern erreicht dieser Wert 96% und 97% der Nennungen.

Aber auch die Mitarbeiter fordern die Auseinandersetzung ein (76%). An dritter Stelle fordern Kunden Arbeitssicherheits- und Gesundheitsschutz ein (67%). Erst an vierter Stelle ist Arbeitssicherheit- und Gesundheitsschutz ein Thema der Mitarbeiterbindung und ein Instrument zur Reduktion von Fehlzeiten (59%).

Bewegende Themen: Unfälle (80%), Muskel- und Skeletterkrankungen (78%) sowie arbeitsbedingter Stress (79%) zählen zu den wesentlichen Problemfeldern. Etwas abgestuft folgen die Problemfelder Lärm und Vibrationen und Gefahrstoffe mit je über 60%.

 

Erste Schlußfolgerungen

Obwohl die Gesetzgebung auch in Österreich zum Thema Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz (zB ASchG, Arbeitsstätten VO) umfassend ist und sehr ins Detail geht, dabei zahlreiche Beauftragte auch definiert, scheint Österreich im internationalen Vergleich in der praktischen Umsetzung noch aufholen zu können. Dies ist umso erstaunlicher, da die Erfüllung gesetzlicher Anforderungen das Hauptmotiv schlecht hin ist.

Das Thema wird in manchen Branchen und in KMUs noch falsch eingeschätzt oder unterschätzt. Dh, hier fehlt es noch an der Bewußtseinsbildung.

Der Führung kommt eine zentrale Verantwortung (Wahrung der Sorgfaltspflichten, Erfüllung von gesetzlichen Anforderungen) und Vorbildfunktion (gegenüber Mitarbeitern) zu. Vor dem Hintergrund der CSR-Präsenz in den Medien erscheint es diskussionswürdig, warum Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz hier nicht stärker als personalpolitisches Instrument zur Steigerung der Corporate Identity, zur Bindung von Mitarbeitern und zur Reduktion von Fehlzeiten herangezogen wird.

Im Rahmen der Führung zählen das Festlegen der entsprechenden Politik, die innerbetriebliche Kommunikation, das Festlegen von Verantwortlichkeiten zu den zentralen Faktoren einer erfolgreichen Umsetzung. Mit der Festlegung von Verantwortlichkeiten/Beauftragten sollten auch die Ressourcen für die gezielte Kompetenzentwicklung bereitgestellt werden, denn fehlendes Fachwissen, fehlende Mittel und Zeitmangel werden als Ursachen für die fehlende Auseinandersetzung mit dem betrieblichen Arbeits- und Gesundheitsschutz angeführt.

Damit werden aber zentrale Anforderungen zB auch in der Managementnorm OHSAS 18001 angesprochen. Diskutieren Sie mit uns das Thema "Mit Qualitätsmanagement Anforderungen erfüllen" beim 19. qualityaustria Forum am 14. März in Salzburg. Denn es geht hier auch um Anforderungen der Arbeitssicherheit und des Gesundheitsschutzes.

Viel Erfolg mit Qualität!

Axel Dick

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