Ich hatte mich vor einer Sache gefürchtet – und das hatte gar nichts mit dem Berg, dem Wetter, dem Gipfel oder der Anstrengung zu tun. Vor der Frage: Was kommt danach? Für viele ist der Everest das bergsteigerische Lebensziel. Was motiviert einen, wenn man es nun erreicht hat? Wie vermeide ich es, in ein tiefes schwarzes Loch zu fallen?

Ich war mir dieser Gefahr bereits im Vorfeld bewusst und habe deshalb auch schon vorher Ziele für danach definiert. Hier kommt es mir zu Gute, dass der Everest „nur“ einer der Seven Summits (der jeweils höchste Berg pro Kontinent) ist, und ich noch drei vor mir habe. 

Dennoch war mein gesamtes letztes Jahr auf dies Ziel ausgerichtet.

Ich halte es auch in dieser Zeit der intensiven Fokussierung für wahnsinnig wichtig, die anderen persönlichen wie beruflichen Ziele nicht ganz aus den Augen zu verlieren.

Jetzt wiederum ist für mich die Zeit gekommen, diese in den Mittelpunkt zu rücken und mich verstärkt um Familie und Freunde zu kümmern – Und mal unter uns, was gibt es Schöneres?

Für mich ist es aber genauso zentral, dass ich mir nach der Expedition die Zeit und Ruhe nehme, alles Erlebte zu verarbeiten. Ich setze mich mit diesen starken und emotionalen Eindrücken nochmal aus der Distanz und somit aus einem anderen Blickwinkel auseinander. Kürzlich stehe ich am Weg zur Arbeit in der vollgesteckten U-Bahn und der Film der letzten Meter auf den Gipfel läuft vor mir ab und dabei kullern mir die Tränen über die Wangen – um 8 Uhr in der Früh in der U2 Richtung Schottentor...

Ich nehme dieses Erlebnis auch als Aufgabe mit, all die Erfahrung und all das, was ich für mich als Mensch aus dieser Expedition mitgenommen habe, an mein Umfeld weitergeben und somit einen kleinen Beitrag zur Motivation zu leisten. Das alles hält mich davon ab, in dieses Motivations-Loch zu fallen.



 

Die Website von Christoph Gauß zur Everest-Besteigung: www.followmeoneverest.com