Auch wenn sich das viele wünschen – den einen, richtigen Weg zu BIM gibt es nicht. Nur zu warten und von den Fehlern anderer lernen, führt nicht zum Ziel. Jeder braucht seine eigene Lösung. Und nicht selten liefern auch Teilaspekte von BIM einen großen Mehrwert.

Weiterentwicklungen lösen oftmals Aufgeregtheit aus. Beim Thema BIM verhält sich das nicht anders. Oft wird BIM (nach wie vor) als enorme Herausforderung, ja fast als etwas Unüberwindbares, dargestellt. Diskussionen rund um den »Königsweg« sollten aber nicht von den eigentlichen Planungsaufgaben ablenken. Anders gesagt: Werkzeuge dürfen nicht zum Selbstzweck werden. Es wäre allen geholfen, wenn man dem Thema BIM die Aufgeregtheit nehmen würde. 

Schließlich ist es wenig zielführend, sich den Kopf darüber zu zerbrechen, wie man BIM in vollem Umfang umsetzt, wenn es in dieser Form dann nicht gelebt werden kann. Ein Architekt hat sein Zögern einmal so auf den Punkt gebracht: »Wir warten noch, bis sich alle eine blutige Nase geschlagen haben. Dann orientieren wir uns am Weg derer, die mit der weniger blutigen Nase dastehen«. Klingt logisch, funktioniert oftmals aber nicht. Die Erfahrung hat nämlich gezeigt: Es gibt nicht ›das eine BIM‹ als Standardlösung – auch wenn das manchmal noch vermutet wird. Es gibt eben verschiedene Zugänge (für (Fach-)Planer, ausführende Firmen, Facility Management etc.), verschiedene Bedürfnisse (4D, 5D, 6D usw.) und viel Spielraum, um eigene Lösungsansätze zu entdecken bzw. zu etablieren. 

Manche erliegen jedoch der Angst, BIM überfordert sie in seiner Komplexität. Sie vertun sich somit die Chance, Teilaspekte dessen zu nutzen, was BIM leisten kann, während sie sich an die neue Arbeitsweise und den weiteren Funktionsumfang herantasten. Und darum geht es unterm Strich: um ein Herantasten an BIM im eigenen Planungsalltag. Durch Ausprobieren findet man neue Wege, kann konkrete Schritte planen und die Umsetzung evaluieren. 

Die Schlüsselfrage muss dabei lauten: »Was war gut für das Projekt?«, nicht »Was war ›gutes BIM‹?«. Schaffen es alle Beteiligten, den Umstieg ohne Hektik, mit ein wenig Gelassenheit anzugehen, kann BIM ein integraler Teil von Projekten werden – und wird nicht als Fremdkörper wahrgenommen. Ganz unaufgeregt und ohne blutige Nasen können wir dann Gespräche über lebenswerte Architektur führen und nicht über ›schöne BIM-Projekte‹.

Zum Autor: Alfred Hagenauer ist Geschäftsführer der A-NULL Bausoftware GmbH und befasst sich seit 30 Jahren damit, geeignete Softwarelösungen für Architekturschaffende und Planende bereitzustellen. Gemeinsam mit Klaus Lengauer und Bernhard Binder versorgt er die Leser*innen des Bau & Immobilien Report im BIM-Tagebuch mit Neuigkeiten und Hintergrundinfos zum Thema BIM.