Mittwoch, April 24, 2024

Die angekündigte Wohnbauoffensive der Bundesregierung ist grundsätzlich zu begrüßen, wirft aber nach wie vor Fragen auf. Außerdem herrscht in der Branche mittlerweile eine latente Skepsis vor, wenn die Politik (Bau-) Konjunkturimpulse verspricht.

Von Bernd Affenzeller

Vor ziemlich genau zwei Jahren hat der damalige ÖVP-Obmann Michael Spindelegger mit der Forderung, die Zweckbindung der Wohnbauförderung wieder einzuführen, das zentrale Thema des Nationalratswahlkampfes vorgegeben. Und weil sich keine Partei dem Thema »Leistbares Wohnen« verschließen konnte oder wollte, war die inhaltliche Übereinstimmung der verschiedenen Fraktionen schon fast beängstigend groß. Alle wollten sie die Zweckbindung und alle wollten zusätzliche Mittel für den Wohnbau bereitstellen – zur Ankurbelung der Bauwirtschaft und damit der Konjunktur. Aber einmal mehr hat sich gezeigt, dass Papier geduldig ist, und weder das eine noch das andere wurde bislang umgesetzt. Kein Wunder also, dass sich die Branche über die neuerliche Ankündigung der Regierung, eine große Wohnbauoffensive zu starten, zwar freut (siehe auch Kommentar rechts), jetzt aber schon gerne auch mal Taten sehen würde. Hinter vorgehaltener Hand äußern sich viele Branchenvertreter skeptisch. »Mal schauen, ob es dieses Mal etwas wird«, ist ein oft gehörter Satz.

Der Teufel steckt im Detail

Wie sich die Regierung die Wohnbauoffensive vorstellt, wurde im Rahmen der Regierungsklausur in Krems zu Papier gebracht. Geplant ist die Haftungsübernahme des Bundes für ein Globaldarlehen der Europäischen Investitionsbank EIB in der Höhe von 700 Millionen Euro. Damit soll ein Gesamtvolumen von 5,75 Milliarden Euro für rund 30.000 Wohnungen ausgelöst werden. Über die Vergabe der EIBMittel soll eine noch zu gründende Wohnbauinvestitionsbank (WBIB), die im Eigentum der Wohnbaubanken und Bausparkassen steht, entscheiden. Die Länder sollen in erster Linie Grundstücke und Infrastruktur zur Verfügung stellen. Und genau an dieser Länderbeteiligung könnte es sich mal wieder spießen. Zum einen ist davon auszugehen, dass die Länder bei der Verteilung der Mittel gerne mehr mitreden möchten, als dem Bund lieb ist, zum anderen mehren sich Stimmen, die es gerne sehen würden, wenn die Gelder an gewisse Bedingungen wie etwa eine finanzielle Beteiligung der Ländern geknüpft wären. Und das ist ja schon beim letzten Wohnbaupaket ordentlich schiefgegangen. Und schließlich grassiert auch die Angst, dass die unverhofften Bundesmittel die Länder dazu verleiten könnten, Gelder aus der Wohnbauförderung für andere Zwecke verwenden. Deshalb fordert etwa Karl Wurm, Obmann des österreichischen Verbands gemeinnütziger Bauträger GBV, dass »die Wohnbauoffensive die Wohnbauförderung auf keinen Fall ersetzen darf, sondern damit in Regionen mit besonders hoher Wohnungsnachfrage ein zusätzliches Angebot kostengünstiger Wohnungen bereitgestellt werden soll«. Zwar können die Gemeinnützigen auf ein sehr erfolgreiches Jahr 2014 zurückblicken (16.900 fertiggestellte Wohnungen; +11%) und auch 2015 soll ein neuerliches Wachstum auf 17.200 Fertigstellungen bringen, aber spätestens dann wird es einen deutlichen Rückgang geben. »2016 werden wir nach heutigem Stand nur noch 14.000 Wohnungen fertigstellen können«, weiß Wurm. Umso wichtiger seien Impulse der Regierung, den Wohnbau anzukurbeln.

Meistgelesene BLOGS

Firmen | News
01. März 2024
Unter dem Motto „Mission Zukunft - Transformation der Wirtschafts- und Energiesysteme" veranstalten die Deutsche Handelskammer in Österreich in Kooperation mit Fraunhofer Austria Research das Deutsch-...
Nicole Mayer
26. Jänner 2024
Der Bewerb um die höchste staatliche Auszeichnung für Unternehmensqualität in Österreich ist eröffnet. Gemeinsam mit dem Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft (BMAW) sucht Quality Austria wieder...
Alfons A. Flatscher
02. Jänner 2024
... das Alte geht. Die Welt ist im Wandel. Wir wandeln uns mit. Der REPORT ist im Wandel und erscheint in neuem Kleid: Mit neuem Layout, auf besserem Papier und mit einer Weiterentwicklung des inhaltl...
Firmen | News
25. März 2024
Die Arbeitswelt befindet sich im Wandel und Künstliche Intelligenz (KI) spielt dabei eine entscheidende Rolle. Unternehmen weltweit erkennen zunehmend die Bedeutung von KI für ihre Produktivität und W...
Katharina Bisset
07. Februar 2024
Ab 14. Februar 2024 müssen alle Pflichten des Digital Services Act von betroffenen Unternehmen umgesetzt werden – aber was bedeutet dies konkret? Der Umfang der Pflichten hängt davon ab, welche Dienst...
Alfons A. Flatscher
26. Jänner 2024
Ganz oben auf der Agenda unserer Leser*innen steht: Neues schaffen! Wir haben gefragt, 150 Leser*innen haben uns qualifizierte Antworten geliefert. (Zum Artikel: Chancen überall, nicht erst ab 2025) D...
Mario Buchinger
22. Jänner 2024
In der Consulting- und Coaching-Branche gibt es sicher einige Leute, die kompetent Organisationen unterstützen können. Aber viele der Coaches und Consultants nützen meist nur sich selbst. Worauf Unter...
Firmen | News
14. März 2024
Bereits zum dritten Mal verleiht die auf Informationssicherheit spezialisierte Zertifizierungsinstanz CIS - Certification & Information Security Services GmbH die begehrte Personenauszeichnung „CI...

Log in or Sign up