Donnerstag, Oktober 03, 2024

Die kontinuierliche Erhöhung der thermischen Standards von Wohngebäuden hat sowohl im Neubau als auch in sanierten Objekten zu einer deutlichen Reduktion des Heizenergieverbrauchs  pro Haushalt geführt. Allerdings fallen die tatsächlichen Einsparungen zum Teil deutlich geringer aus als theoretisch errechnet. Das sind die zentralen Ergebnisse einer breit angelegten Studie des Österreichischen Verbandes gemeinnütziger Bauvereinigungen (GBV).

Besonders hart geht die Studie mit Passiv- und Niedrigstenergiehäusern ins Gericht. Dort sei die Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis am stärksten ausgeprägt. Dass Papier geduldig ist, bestätigte schon Wochen vor der Präsentation der Studie Wolfgang Liebl im Rahmen des Wienerberger Baufachtages. »Je geringer die Energiekennzahl ist, die im Energieausweis steht, desto größer ist die Abweichung in der Realität«, so der Vorstandsvorsitzende der GWSG Amstetten.
Eine höhere Energieeffizienz schlägt sich natürlich auch in den Baukosten nieder. »Diese Mehrkosten sind über geringere Energiekosten, in welchem Ausmaß auch immer, nicht zu finanzieren«, erklärt der Vorsitzende des technischen Ausschusses im GBV, Christian Rainer. Deshalb fordert GBV-Obmann Karl Wurm ein Ende des »Qualitäts-Hypes«, um die Leistbarkeit des Wohnens auch in Zukunft sicherzustellen. »Die Studie zeigt deutlich, dass der Gebäudetyp ›Wohnbauförderung 2010‹ mit einem Heizwärmebedarf zwischen 30 und 40 kWh/m²a der kostenoptimalste ist«, so Wurm, der kritisiert, dass die die aktuellen Energieparameter der »Wohnbauförderung 2012« sowie der »Nationale Plan« zur Umsetzung der EU-Gebäuderichtlinie mit der Vorgabe von Nearly-Zero-Energy-Buildings deutlich höhere Standards vorsehen. »Sollte an diesen verschärften Standards festgehalten werden, kann die Kostenneutralität für die Wohnungsnutzer nur über eine entsprechende Abfederung der Mehrkosten durch die Wohnbauförderung erreicht werden«, so Wurm.    Die Politik gibt sich bezüglich der Forderungen der GBV zurückhaltend. »Von einem Qualitäts-Hype kann keine Rede sein«, heißt es etwa aus dem Büro des Wiener Wohnbaustadtrats Michael Ludwig. Schließlich stehe aus politischer Sicht im geförderten Wohnbau immer die Leistbarkeit im Fokus. »Sowohl in der Bautechnik als auch in der Wohnbauförderung sind Mindestanforderungen festgelegt. Höhere Fördersätze entsprechen einem Anreizsystem. Obwohl die EU für 2050 um 90 % geringere Treibhausgasemissionen für den Gebäudesektor vorsieht, liegt sowohl heutigen Anforderungen als auch jenen des Nationalen Plans durchaus ›Augenmaß des Machbaren‹ zugrunde«, ist man im Stadtratbüro überzeugt.

Meistgelesene BLOGS

Mario Buchinger
07. August 2024
Der Ruf nach Resilienz in den Lieferketten wird lauter. Nach den Erfahrungen einer weltweiten Pandemie und den immer deutlicheren Auswirkungen der Klimakrise scheint das sinnvoll. Doch was macht eine ...
Nicole Mayer
05. Juli 2024
Im Juni wurden am qualityaustria Excellence Day und der Verleihung Staatspreis Unternehmensqualität die Preisträger*innen 2024 verkündet. Die Sieger*innen im Überblick• Staatspreis Unternehmensqualitä...
Marlene Buchinger
09. August 2024
CSRD, ESRS, CBAM – Nachhaltigkeitsbegriffe schnell erklärt. Nachhaltigkeit wird immer mehr Teil der Führungsarbeit. Daher lohnt ein Blick auf die wichtigsten Begriffe. Wie in jeder Fachdisziplin gibt ...
Redaktion
10. Juli 2024
Ende April wurde das EU-Lieferkettengesetz verabschiedet. Dieses ambitionierte Gesetz verpflichtet Unternehmen mit mehr als 1000 Beschäftigten und einem Umsatz von über 450 Millionen Euro, Menschenrec...
Nicole Mayer
19. August 2024
Am qualityaustria Excellence Day im Juni wurde nicht nur das AMS Kärnten mit dem Staatspreis Unternehmensqualität 2024 ausgezeichnet, sondern auch drei weitere exzellente Unternehmen zum Staatspreis n...
Marlene Buchinger
07. August 2024
Was bedeutet Nachhaltigkeit und warum ist das Thema so wichtig? Der Begriff Nachhaltigkeit und die damit verbundenen Veränderungen werfen bei vielen Führungskräften noch Fragen auf. Aus diesem Grund e...
Alfons A. Flatscher
01. Juli 2024
Willkommen im 21. Jahrhundert, wo Homeoffice und Co die Arbeitswelt revolutionieren. Was einst als Extra galt, ist durch die Pandemie zur Norm geworden. Der Küchentisch wird zum Schreibtisch, die Jogg...
Marlene Buchinger
07. August 2024
Schulungsangebote und ESG-Tools schießen wie Pilze aus dem Boden. Doch anstelle das Rad neu zu erfinden, sollten bestehende Strukturen neu gedacht werden. Die Anforderungen an Unternehmen punkto Verbe...

Log in or Sign up