Ein neues Verfahren für weißen Spitzbeton soll die Sicherheit in Tunneln erhöhen.
Auch wenn die Sicherheit in Tunneln in den letzten Jahren deutlich verbessert wurde, zählt für viele Verkehrsteilnehmer die Fahrt durch einen Tunnel immer noch zu den unangenehmeren Aspekten einer Autoreise. Schon allein das Wissen, einen ganzen Berg über sich zu haben, sorgt für ein mulmiges Gefühl, dazu kommen die immer noch präsenten Bilder von Katastrophen wie im Tauerntunnel 1999. Um das Sichtfeld zu verbessern und das Unfallrisiko zu minimieren, werden die Tunnel heute nicht nur besser ausgeleuchtet, sondern auch die Tunnelwände mit einem hellen Farbanstrich versehen. Das Problem ist, dass dieser Farbanstrich in relativ kurzen Abständen, oft nur wenige Jahre, aufwändig erneuert werden muss. Gemeinsam mit der Junger Baugesellschaft m.b.H. hat das Forschungsinstitut der österreichischen Zementindustrie (VÖZfi) jetzt ein neues Verfahren für einen weißen Spritzbeton entwickelt, der die Sicherheit in Tunneln erhöhen soll. Der helle Spritzbeton wird geschliffen und kommt ohne jegliche Anstriche und Beschichtungen aus. Bestes Argument für die neue Tunneloberfläche ist laut Stefan Krispel, Abteilungsleiter Beton im VÖZfi, die Wirtschaftlichkeit des Verfahrens. Die Neuentwicklung spart Arbeitsschritte und reduziert den Reinigungs- und Erhaltungsaufwand gegenüber herkömmlichen Anstrichen.
Durch wesentlich längere Sanierungsintervalle verringern sich die Behinderungen durch Instandsetzungsarbeiten und die Unfallgefahr. Ist der weiße Spritzbeton nach etwa zehn bis 15 Jahren nachgedunkelt, wird er maschinell nachgeschliffen. »Weißer Spritzbeton« ist ein mineralisches und damit umweltfreundliches Material, das aus äußerst hellen Komponenten besteht. Mit der kompletten Durchfärbung wird der gleiche »Weißeffekt« erzielt wie mit einem weißen Anstrich. Die Farbe Weiß ist in der Verkehrspsychologie von größter Bedeutung, da sie ein Gefühl von Sicherheit und Verlässlichkeit vermittelt. Das Pilotprojekt Massenbergtunnel im Bezirk Leoben zeigt bereits erste Erfolge, die sich konkret in reduziertem Energieverbrauch durch geringere Beleuchtungskapazitäten und durch einfachere sowie leichtere Reinigung festmachen lassen. Das neue System wurde vom Verband der kooperativen Forschungseinrichtungen Österreichs ACR mit dem Kooperationspreis 2010 ausgezeichnet.