Dienstag, April 23, 2024

Eine gut funktionierende Infrastruktur ist Lebensader und Rückgrat jedes Wirtschaftsraumes. Gerade in Krisenzeiten sind Investitionen in die Infrastruktur auch ein wichtiges Instrument zur Konjunkturbelebung. Deshalb wird auch 2023 wieder viel Geld in den Ausbau und die Sanierung der baulichen Infrastruktur des Landes gesteckt. Ein Streifzug über die wichtigsten Baustellen von Asfinag, BIG und ÖBB. Zusammengestellt von Bernd Affenzeller.

Ein Streifzug über die wichtigsten Baustellen von Asfinag, BIG und ÖBB.
Zusammengestellt von Bernd Affenzeller.

Die Investitionen der großen Drei im Jahr 2023:
Asfinag: 1,2 Mrd. Euro
BIG (inkl. ARE): 1,1 Mrd. Euro
ÖBB: 3,0 Mrd. Euro


Asfinag

Neuerrichtung Aurachbrücke A1

Mehr als 60 Jahre Dauerbetrieb und am Ende der »Lebensdauer«: Seit dem Sommer 2022 laufen im oberösterreichischen Seengebiet die Arbeiten zur Neuerrichtung der mit 50 Metern höchsten Brücke der A1. Damit trotz Bautätigkeit – geplante Verkehrsfreigabe Ende 2025 – weiterhin eine leistungsfähige Verbindung zur Verfügung steht, wird zuerst parallel zur bestehenden Brücke eine neue (temporäre) Brücke errichtet. Deren Fundamente werden auf 35 Meter in den Boden gebohrten Pfählen ruhen. Das Tragwerk der »Behelfsbrücke« wird nach einem sogenannten Querverschub zur neuen Richtungsfahrbahn Salzburg.  

Das 1961 für den Verkehr freigegebene Stahl-Verbund-Tragwerk überspannt – getragen von massiven Betonpfeilern – das Aurachtal bei der Anschlussstelle Regau. Täglich fahren hier im Jahresschnitt etwa 50.000 Fahrzeuge, wobei in den Sommermonaten deutlich höhere Belastungen auftreten. Das Alter und auch das seit der Errichtung massiv gestiegene Verkehrsaufkommen mit hohem Schwerverkehrsanteil haben ihre Spuren am Tragwerk hinterlassen. Hinzu kommen notwendige Anpassungen an immer strengere Normen.

Baubeginn: August 2022
Geplante Gesamtfertigstellung: Ende 2025
Gesamtlänge: 0,5 km
Gesamtkosten: rd. 65 Mio. Euro 

Erneuerung Fahrbahn im Arlbergtunnel S16

Der längste Straßentunnel Österreichs soll in den kommenden zwei Jahren eine neue Fahrbahn erhalten und umfassend saniert werden. Dazu ist es notwendig, den Arlbergtunnel in den Sommermonaten 2023 und 2024 für den Verkehr zu sperren, um die knapp 14 Kilometer lange Fahrbahn entsprechend zu erneuern. Für diese Zeit kommt ein ausgeklügeltes Umleitungskonzept über den Arlbergpass zum Einsatz, das sich bereits bei früheren Totalsperren des Tunnels bewährt hat. Die knapp 45 Jahre alte Fahrbahn muss erneuert werden. Dazu erfolgt die Sanierung und Optimierung der gesamten Entwässerung und der Tunnelbeschichtung. Dadurch wird die Verkehrssicherheit im Tunnel deutlich erhöht. Die ASFINAG investiert 75 Millionen Euro in die Erneuerung der Fahrbahn, der Tunnelbeschichtung sowie der gesamten Entwässerung.

Baubeginn: April 2023 
Geplante Gesamtfertigstellung: Ende 2024
Gesamtlänge: rd. 14 km
Gesamtkosten: 75 Mio. Euro


BIG-Konzern

Sicherheitszentrum Tirol

Die ARE Austrian Real Estate, eine Tochter der Bundesimmobiliengesellschaft BIG, errichtet im Auftrag des Bundesministeriums für Inneres das neue Sicherheitszentrum Tirol. Nach etwa eineinhalb Jahren Bauzeit haben mittlerweile alle fünf Neubauten Dachgleiche erreicht. Großen Wert legt die ARE auch bei diesem Großprojekt auf Nachhaltigkeit. So werden die Dächer der Neubauten extensiv begrünt. Dank der Nutzung des Grundwassers in Kombination mit Wärmepumpen sowie von Fernwärme kann aus dem fossilen Heizsystem mit Gas ausgestiegen und somit klimafreundlicher sowohl geheizt als auch gekühlt werden.

Das Sicherheitszentrum wird ein Ensemble bestehend aus insgesamt sieben Baukörpern: fünf Neubauten und zwei Bestandsgebäuden. Nach den Plänen der Wiener Architekturbüros Geiswinkler & Geiswinkler und HD Architekten bleiben zwei Bestandsgebäude erhalten und werden einer umfassenden Sanierung unterzogen. Beide Gebäude werden durch Aufstockungen erweitert und somit optisch wie architektonisch in das neue Gesamtensemble integriert.

Das Sicherheitszentrum wird nach der geplanten Gesamtfertigstellung 2025 auf rund 24.300 Quadratmetern Nutzfläche Dienststellen der Landespolizeidirektion Tirol, das Stadtpolizeikommando Innsbruck, die Direktion für Spezialeinheiten (DSE) West mit dem Einsatzkommando Cobra, das Polizeianhaltezentrum (PAZ) sowie ein hochmodernes Einsatztrainingszentrum an einem zentralen Standort in der Kaiserjägerstraße bündeln.

Baubeginn: Q2 2021
Geplante Fertigstellung: Q1 2025 
Nutzfläche: 24.300 m²
Architektur: Geiswinkler & Geiswinkler; HD Architekten
Investition: k.A.

Modellschule Gersthof

In den Bestandsgebäuden des ehemaligen orthopädischen Krankenhauses im 18. Wiener Gemeindebezirk errichtet die Bundesimmobiliengesellschaft die »Modellschule Gersthof«. Mit der Funktionssanierung der bestehenden Gebäude, der Einbindung der weitläufigen Parkanlage und der langfristig geplanten Errichtung von Sport-Pavillons entsteht eine Campusschule, die Themen wie Nachhaltigkeit und neue pädagogische Entwicklungen berücksichtigt. Wesentlicher Bestandteil der Planung ist die Einbeziehung des Außenraumes in das Campusschulmodell. Durch die Umfunktionierung des Kellergeschosses vom Bestandsgebäude in ein Gartengeschoss für die Nutzung durch die Nachmittagsbetreuung und die Bibliotheksräumlichkeiten gelingt die niederschwellige Anbindung an den Außenraum und die Parkanlage, in der neben Erholungs- und Sportflächen auch Freiluftklassen zur Verfügung stehen. Die Schule ist für Nutzung durch Sekundarstufen I und II projektiert. Erstnutzung erfolgt im Rahmen eines Ausweichquartiers durch das BG 18 (AHS Klostergasse) während der Sanierung des Schulstandortes Klostergasse. Der Schulbetrieb im Hauptgebäude der Bestandsliegenschaften startet voraussichtlich Q1/2024. 

Baubeginn: Q4 2022
Geplante Fertigstellung: Q1 2024
Architektur: Franz & Sue ZT GmbH
Nutzfläche: ca. 7.500 m²
Investition: 24 Mio. Euro

Haus der Physik Innsbruck 

Mit dem Haus der Physik entsteht am Campus Technik der Universität Innsbruck ein großes und modernes Zentrum der Naturwissenschaften. Das Haus der Physik ist für rund 850 Studierende und 500 Mitarbeiter*innen der Uni Innsbruck konzipiert. Die Bundesimmobiliengesellschaft investiert 180,8 Mio. Euro in den Universitätsneubau, an denen sich das Land Tirol mit 3 Mio. Euro beteiligt. Die Investition wird über Mieten vom Wissenschaftsministerium refinanziert.

Im Rahmen des EU-weiten Wettbewerbs wurde die städtebauliche Integration in den bestehenden Campus gefordert, gleichzeitig sollte ein besonders klimafreundlicher Universitätsneubau entstehen. Diese Vorgaben erfüllte das Architekturbüro Mohr Architekten mit einem »im Sinne der Ökologie und Nachhaltigkeit sehr stimmigen Gesamtentwurf«, der die Jurymitglieder überzeugte. Das Ergebnis umfasst einen lichtdurchfluteten Eingangsbereich, einen zweistöckigen Hörsaal für 300 Personen, Seminar- und Praktikumsräume, Büros und Laborflächen. Zwei Innenhöfe sorgen für natürliches Licht, teilweise bis ins Untergeschoss. Die Funktionsbereiche auf allen Ebenen werden durch eine Art Hauptverkehrsader erschlossen.

Energieeffizienz wird über eine kompakte Bauweise, möglichst wenig Flächenverbrauch, Photovoltaikanlagen und Wärmerückgewinnung erreicht. Angestrebt ist eine Zertifizierung mit klimaaktiv Gold. Ein Grünraumkonzept, das schattenspendende Bäume, Sträucher und Gräser vorsieht, ist in Planung und soll das Ensemble vervollständigen.

Baubeginn: Q4 2024    
Geplante Fertigstellung: Q4 2028
Architektur: Mohr Architekten
Nutzfläche: ca. 25.000 m²
Investition: 180 Mio. Euro


ÖBB

Zweigleisiger Ausbau Pottendorfer Linie

Als ein Herzstück der Südstrecke und des Baltisch-Adriatischen Korridors der Europäischen Union verläuft die Pottendorfer Linie zwischen Wien Meidling und Wr. Neustadt durch den namensgebenden Ort Pottendorf. Gebaut wird von der ÖBB-Infrastruktur AG in mehreren Abschnitten seit 2014. Aktuell konzentrieren sich die Maßnahmen zwischen Münchendorf und Wampersdorf. Die bevölkerungsreiche, stark wachsende Region rund um Ebreichsdorf erhält einen modernen, barrierefreien Bahnhof in neuer Lage mit über 400 Park-and-Ride-Stellplätzen für PKW sowie großzügiger Bike-and-Ride-Anlage und Busterminal mit Photovoltaikdach. Zudem werden alle Eisenbahnkreuzungen auf der gesamten Strecke aufgelassen und ersatzweise Unter- und Überführungen errichtet. Wartezeiten an geschlossenen Schranken gehören der Vergangenheit an. Das bringt mehr Sicherheit für Straße und Schiene.

Die Fertigstellung des zweigleisigen Ausbaus ist für Ende 2023 geplant. Danach folgen bis 2029 noch die Errichtung einer neuen Gleisverbindung zwischen Neufeld und Pottendorf (genannt »Schleife Ebenfurth«) sowie die Modernisierung der Bahnhöfe Pottendorf-Landegg und Ebenfurth.

Baubeginn: 2014
Bauende: 2029
Gesamtlänge: rd. 50 km
Investitionen: rd. 830 Mio. Euro

Der Semmering-Basistunnel

Im Semmering-Gebiet wird gerade Geschichte geschrieben. Mit rund 1.200 Beschäftigten wird der 27,3 km lange Semmering-Basistunnel gebaut, der die Attraktivität des Bahnfahrens im Süden Österreichs deutlich verbessern soll. Als Teil des europäischen Baltisch-Adriatischen Korridors ist der Semmering-Basistunnel auch ein wichtiger Abschnitt internationaler Bahnnetze. Durch den Bau des Tunnels kann der künftige Bahnverkehr mit Spitzengeschwindigkeiten von 230 km/h durch den Berg fahren. Mit dem Semmering-Basistunnel kann dann auch der Güterverkehr viel einfacher und effizienter geführt werden, weil die starken Steigungen und engen Kurvenradien der historischen Bergstrecke wegfallen und auch lange Güterzüge im Tunnel mit nur einer Lok gezogen werden können. Die historische Bergstrecke bleibt jedenfalls erhalten. Zusammen mit den weiteren Ausbauten entlang der neuen Südstrecke Wien–Villach stellt der Semmering-Basistunnel eine wichtige und nachhaltige Investition in die Zukunft dar. Ab 2030 wird es noch einfacher und attraktiver, vom Auto auf die Bahn umzusteigen – und damit auch einen Beitrag für den Klimaschutz zu leisten.

Baubeginn: 2012
Fertigstellung: 2030
Länge: 27,3 km
Ausführung: 2 Tunnelröhren
Gesamtkosten: ca. 4,0 Mrd. Euro

Koralmbahn Graz–Klagenfurt 

Die 130 Kilometer lange Koralmbahn zwischen Graz und Klagenfurt zählt zu den bedeutendsten Verkehrsinfrastrukturprojekten in Europa. Sie ist Teil der neuen Südstrecke und damit auch wichtiger Bestandteil des Baltisch-Adriatischen Korridors. Herzstück der Koralmbahn ist der 33 km lange Koralmtunnel. Darüber hinaus besteht die neue Hochleistungsstrecke aber auch aus 23 modernen Bahnhöfen und Haltestellen, über 100 Brücken sowie aus zahlreichen weiteren Tunnelbauten.

2023 befindet sich die Koralmbahn bereits auf der Zielgeraden. Ende des Jahres geht der Kärntner Bereich zwischen Klagenfurt und St. Paul im Lavanttal in Betrieb. Damit erreicht die Koralmbahn ihren bisher größten Meilenstein am Weg zur Gesamtinbetriebnahme. Im Mittelpunkt stehen 2023 daher die technische Ausrüstung der Hochleistungsstrecke sowie Fertigstellungsarbeiten etwa am neuen Bahnhof St. Paul im Lavanttal oder der Jauntalbrücke. Auch auf steirischer Seite werden alle verbleibenden Rohbauarbeiten abgeschlossen und die gesamte Strecke mit moderner Eisenbahntechnik ausgestattet. Auch der Koralmtunnel wird 2023 durchgehend mit Schienen ausgestattet. 

Baubeginn: 1999
Bauende: 2025
Gesamtlänge: 130 km 
Investition: rd. 6,1 Mrd. Euro

(Bilder: iStock, Asfinag, ARGE Geiswinkler & Geiswinkler-HD Architekten, Franz & Sue ZT GmbH, Filippo Bolognese Images, ÖBB, studiobaff.com, ÖBB/Ebner)

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