Mittwoch, April 24, 2024

Der oberösterreichische Branchenverbund sorgt sich wegen der geopolitischen Lage: Mittel- bis langfristig stehen der Entwicklung einige Stolpersteine bevor. Man sieht aber dennoch Potenziale für die Branche. 

2022 hat für den Bausektor vielversprechend begonnen. Zuletzt war die Auftragsentwicklung jedoch rückläufig. „Im Vergleich mit anderen Branchen hat die Bauwirtschaft die Krisen der Vergangenheit relativ unbeschadet überstanden. Die hohen Energiekosten machen jetzt aber uns allen zu schaffen. Wir sind nun mit enormen Hürden konfrontiert, die es gemeinsam zu stemmen gilt“, sagt Bau-Landesinnungsmeister Norbert Hartl. Im Branchenverbund rechnet man damit, dass das Wachstum in den kommenden Jahren nachlässt. In einigen Sektoren werden sogar massive Auftragseinbrüche befürchtet

„Teuerungen, zusätzliche CO2-Steuern, hohe Energiepreise, steigende NoVA, Kreditklemmen bei Privaten oder eine sinkende Kaufkraft durch die Inflation sind nur einige Knackpunkte, die auf uns zukommen. Es besteht Handlungsbedarf, insbesondere für die Politik“, betont Hartl. Alleine aufgrund der CO2-Bepreisung müsse mit steigenden Baustoffkosten gerechnet werden, was zum Nachfrageeinbruch beim Privatbau führe. Aber auch im Industrie- und Gewerbebereich beginnt die Nachfrage zu bröckeln. „Mit diesen Aussichten werden sich nächstes Jahr keine überzogenen Lohnerhöhungen ausgehen. Massive Arbeitslosigkeit im Bauhauptgewerbe und Insolvenzgefahr sind andererseits zu befürchten. Denn die extremen Anstiege bei Energiekosten und Baupreisen lassen sich am Markt nicht durchsetzen“, warnt Hartl. Um die Bauwirtschaft auf die bevorstehenden Herausforderungen vorzubereiten, sieht er in den Bereichen Bauforschung, Digitalisierung sowie ständiger Weiterbildung die wesentlichen Ansatzpunkte.

„Ständig auf Krisenmodus zu sein, fordert die Unternehmen“, sagt Martin Greiner, Landesinnungsmeister des Bauhilfsgewerbes. (Bild: WKOÖ)

Martin Greiner ist Landesinnungsmeister des Bauhilfsgewerbes mit 18 verschiedenen Berufsgruppen und meint: „Einzelne Berufsgruppen haben bereits große Einbrüche zu verzeichnen und jedes einzelne Unternehmen hat seine eigenen Probleme zu meistern. Ungeachtet dessen sind wir weiter optimistisch, zumal wir trotz ständiger Krisenverschärfungen immer wieder derartige Situationen im Sinne aller bewältigen konnten.“

Preisschlachten befürchtet 

Meldungen über geschlossene Ziegelwerke, Auftragseinbrüche im privaten Hausbau und Projektverschiebungen trüben die Stimmung auch beim Eisen-, Baustoff- und Holzhandel. Eine Preisschlacht wird erwartet, und somit auch ein deutlicher Ertragsrückgang bei steigenden Kosten. Die Bestellungen für Keller wie Rohbau bleiben aus und auch die Anfragen für einen Baustart 2023 fehlen im sonst üblichen Ausmaß. Die Auswirkungen der angekündigten Stilllegungen europäischer Stahlwerke auf die Warenverfügbarkeit kann allerdings noch nicht realistisch prognostiziert werden. Das Einkaufspreisniveau pendelt kurzfristig und mit geringen Ausschlägen nach oben oder unten. „Für den Baustoff-, Eisen- und Holzhandel gilt es nun, Chancen zu erkennen, Risiken abzusichern und Handlungsalternativen zu entwickeln. Zweckoptimismus und Vogelstraußpolitik sind aus meiner Sicht keine erfolgsversprechenden Lösungsvarianten“, erklärt Josef Simmer, Landesgremialobmann des Baustoff-, Eisen- und Holzhandels.

Die Lage im Holzbau ist wegen steigender Energiekosten ähnlich angespannt, aber stabil. „Unsere rund 450 Mitgliedsbetriebe sind leistungsstark und regional verankert. Sie können vom Kleinstauftrag bis zum mehrgeschossigen Wohn- oder Industriebau alles abdecken. Holz sowie Holzprodukte sind verfügbar und die Preissituation ist solid. Der Holzbau wird aufgrund seiner Eigenschaften und anstehender Zukunftsthemen wie Klimawandel und Bodenversiegelungen nicht das Problem, sondern die Lösung sein“, ist Holzbau-Landesinnungsmeister Josef Frauscher überzeugt.

Josef Frauscher, Holzbau-Landesinnungsmeister, sagt: „Der Holzbau wird nicht das Problem, sondern die Lösung sein.“  (Bild: WKOÖ)

Die Auftragslage in der Innung der Dachdecker, Glaser und Spengler ist laut Landesinnungsmeister Othmar Berner „noch gut, aber die geballten Krisen trüben auch hier die Stimmung“. Die gute Bilanz im vergangenen Jahr und den letzten Monaten sorgte für stabile Entwicklung. „Auch wenn die Auftragslage vielfach als zufriedenstellend angesehen wird, sind wir mit dem enormen Fachkräftemangel und immer noch mit der Aufarbeitung der 2021 entstandenen Hagelschäden konfrontiert. Verzögerungen sorgen hier für Unmut bei manchen Kunden. Um aktuellen Aufträge abzuarbeiten, wird dringend Personal benötigt. Das gilt für die gesamte Branche“, so Berner.

Titelbild: iStock

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