Sonntag, Dezember 10, 2023

Die aktuelle Preisrallye bei Rohstoffen ist eine akute Bedrohung für viele Unternehmen. Eine vollständige Weitergabe der Preissteigerungen ist kaum möglich. Mit Rohstoff-Hedging können Risiken minimiert werden. Ein solches Modell wurde beim Constantinus Award in der Kategorie »Strategisches Krisenmanagement« ausgezeichnet. 

Die Pandemie und in weiterer Folge der Ukraine-Krieg haben dazu geführt, dass die Preise auf den Rohstoffmärkten enorm gestiegen sind. Traditionelle Maßnahmen, um Preisschwankungen auszugleichen, wie langfristige Verträge, Lagerhaltungen oder Preisklauseln reichen längst nicht mehr aus, um die Preissteigerungen in diesen Dimensionen abzufedern. Neue, innovative Ansätze zur Rohstoffpreisabsicherung, dem sogenannten Rohstoff-Hedging (Commodity & Foreign Exchange Hedging), sind gefragt. Ein solches Modell zur »Absicherung der Einkaufspreise zur Vermeidung existenzieller Risiken aus Steigerungen der Rohstoffpreise« wurde heuer mit dem Constantinus Award in der Kategorie »Strategisches Krisenmanagement« ausgezeichnet.

Ein Modell, das auch in der Baubranche zum Einsatz kommen kann. »Aufgrund der niedrigen Renditen der Bauwirtschaft ist es ratsam, sich mit der Absicherung von Preissteigerungen und der Generierung von Einkommensströmen außerhalb des operativen Geschäftsmodells zu beschäftigen«, erklärt Günther Jauck, Winning Business Models, der das Modell gemeinsam mit Johannes Moser, Moser Alpha, entwickelt hat.

Statisch vs. dynamisch

Für das Rohstoff-Hedging stehen prinzipiell zwei verschiedene Arten zur Auswahl: das statische und das dynamische Hedging. Beim klassischen Hedging stehen Instrumente wie Futures, Forwards oder Optionen zur Auswahl. Das Problem bei diesen Fixkontrakten besteht vor allem in der Bindungsfrist und dem festen Kauf- oder Verkaufspreis und der möglichen Gegenläufigkeit der Preise während der Laufzeit. Außerdem kann es wie im aktuellen Fall der Wien Energie zu hohen Sicherungsleistungen kommen.

Im Gegensatz zum statischen Hedging zielt die dynamische Absicherung sowohl auf steigende als auch auf fallende Preise über laufende Kauf- und Verkaufstransaktionen. »Wir favorisieren die dynamische Absicherung und orientieren uns verstärkt an der Marktpreisentwicklung«, erklärt Jauck. Damit reduziert sich das Risiko gegenüber einer fixen Bindung und einem festem Preis. »Unser System ist umgangssprachlich von den Transaktionen her so wie ein ›asymmetrischer Reißverschluss‹ zu verstehen«, erklärt Jauck. Ein wichtiger Unterschied besteht auch darin, dass bei Fixkontrakten Kosten entstehen, die nicht rückerstattet werden. »Nachschüsse wie im Falle der Wien Energie werden nur refundiert, wenn sich der Preis nachhaltig erholt. Ansonsten wird die Sicherungsleistung einbehalten«, erklärt Jauck. Beim dynamischen Modell wird eine andere Form der Sicherungsleistung verlangt, und zwar eine Art Kaution. »Diese kann bei positivem Verlauf wieder refundiert werden.«

Fünf Stufen zum Erfolg

Um die passende Einkaufspreisabsicherung für jedes Unternehmen zu finden, wird ein mehrstufiges Analyseverfahren durchgeführt – beginnend mit einem Aware­ness-Workshop über die Evaluierungsphase (Analyse, Konzeption, Test & Simulation und Planung) bis zum abschließenden Monitoring. »Im Hintergrund läuft in der Evaluierungsphase ein Live-Real-Account mit. Daran folgt im Anschluss die Entscheidung, ob eine Einkaufspreis-Absicherung durchgeführt werden soll oder nicht«, erklärt Johannes Moser. Die Vergütung erfolgt über eine Erfolgsbeteiligung.


Best Practice

Volkswagen hat trotz des Ukraine-Kriegs und stockender Produktion wegen der Corona-Bekämpfung in China zu Jahresbeginn einen Milliardengewinn eingefahren. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern sowie vor Sondereinflüssen aus der Dieselaffäre lag im ersten Quartal bei 8,5 Mrd. Euro. Im Jahr davor hatte VW ein operatives Ergebnis von rund 4,8 Mrd. Euro erzielt. Dabei profitierte VW stark von einem positiven Effekt aus der Neubewertung von Instrumenten, mit denen sich der Konzern gegen Rohstoffpreisschwankungen absichert. Diesen Effekt bezifferte VW auf 3,5 Mrd. Euro.

Quelle: Die Presse

(Bilder: iStock)

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