Dienstag, Dezember 03, 2024

Damit der Fachkräftemangel nicht zur Wachstumsbremse wird, gehen die Bauakademien in Österreich einen eigenen Weg. Mit einem gezielten Ausbildungsprogramm wollen sie Fach- und Hilfskräften den Weg in die Bauwirtschaft erleichtern.

Die Modernisierung der Bau-Lehre in den letzten Jahren hat zur Attraktivierung derselben beigetragen. Neue Berufsbilder, die Kaderlehre und nicht zuletzt die E-Baulehre als digitale Lern- und Wissensplattform können die Jugendlichen von heute wieder für den vielseitigen Bauberuf und die Ausbildung in der Trialen Lehre begeistern. Und dennoch: geburtenschwache Jahrgänge, der Wegfall von Fachkräften wegen Pensionierungen sowie die gute Auftragslage stehen der steigenden Nachfrage kapazitätsmäßig entgegen.

Daher braucht es zusätzlich zur klassischen Facharbeiter*innenausbildung über die Lehre weitere Einstiegsmöglichkeiten auf die Facharbeiter*in­nenebene der Bauwirtschaft. Gezielte Umschulungen sind ein Lösungsweg, um dem quantitativen, aber auch dem qualitativen Personal-Engpass entgegenzuwirken. 

Ausbildung zu Facharbeiter*in­nen am zweiten Bildungsweg

In den meisten Bundesländern gibt es schon seit vielen Jahren die Ausbildung zu Facharbeiter*innen am zweiten Bildungsweg für Hochbau, Betonbau und Tiefbau. Zielgruppe für die modularen Lehrgänge sind hier besonders Hilfsarbeiter*innen am Bau, vor allem aber Berufsumsteiger*innen aus anderen Branchen, die als Spätberufene mit dieser Ausbildungsvariante in die Bau-Karriere einsteigen können. Dadurch eröffnet sich für die Baubetriebe die Chance, zusätzliche Personalressourcen aufzubauen. Jährlich werden so rund 130 motivierte Branchenumsteiger*innen bzw. Hilfskräfte zum Facharbeiterabschluss geführt und stellen somit rund fünf Prozent der jährlich neuen Baufacharbeiter*innen (Einzellehren).

Aufgrund der oft langjährigen Baupraxis schließen Lehrgangsteilnehmer*innen die Lehrabschlussprüfung nicht selten mit Auszeichnung ab. Um für interessierte Personen den Berufseinstieg in die Bauwirtschaft zu erleichtern und die Betriebe in der Ausbildung zu unterstützen, wird die Ausbildung zum*zur Facharbeiter*in durch ein spezielles Ausbildungsprogramm zur teilqualifizierten Hilfskraft ergänzt. Ab Herbst 2022 starten diese Kurse nun an allen Bauakademie Standorten. 

Fachkräftepotenzial nutzen

»Mit den neuen österreichweiten Lehrgangsformaten wollen wir vor allem interessierten Quereinsteigern ein starkes Ausbildungskonzept bieten und sie so für die Bauberufe begeistern. Dies ist in Zeiten des Lehrlingsmangels eine wichtige zusätzliche Maßnahme im Sinne unserer Baubetriebe« erläutert Harald Kopececk, MBA, Geschäftsführer der Bauakademie BWZ OÖ und der Zukunftsagentur Bau. Letztendlich sei aber auch die Politik gefragt, Bauunternehmen bei Umschulungsmaßnahmen zu unterstützen, die als Rahmenbedingung für eine moderne Weiterbildungskultur unabdingbar sind.

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